Scannen, verschlagworten, online stellen

Wie viel Arbeit in der Digitalisierung steckt

Fotocredit: Johanna Groß

Über viele Jahrzehnte haben die Mitarbeiter*innen der Arolsen Archives die Originaldokumente aus der NS-Zeit tagtäglich für ihre Dokumentations- und Sucharbeit genutzt. Um sie zu schonen, haben wir 1998 haben damit begonnen, unseren Bestand zu digitalisieren. 2015 waren die ersten Dokumente auch online durchsuchbar, seit 2019 arbeiten wir konsequent am Aufbau eines digitalen Denkmals, das immer weiter wächst. Es ermöglicht nicht nur einen direkten Zugriff auf Informationen, sondern hilft auch, die Erinnerung dauerhaft zu bewahren. Dafür konservieren und scannen wir die Dokumente, versehen sie mit Schlagwörtern und stellen sie online bereit.

Scannen nach internationalen Standards

Die fragilen Originaldokumente werden vor der Digitalisierung von schädlichem Metall befreit und neu verpackt. Lose Blätter, Fragebögen, Karteikarten und gebundene Bücher in unterschiedlichsten Formaten werden möglichst papierschonend gescannt. Dafür gibt es bei den Arolsen Archives spezielle Scanstationen, die jetzt eine hochqualitative Bildqualität nach ISO 19264/1 erlauben. Dabei handelt es sich um einen internationalen Qualitätsstandard für den Erhalt von Kulturerbe auf Papier. Farbtiefe, Toleranzwerte, Farbemuster – jeden Tag messen wir die Ergebnisse aus und justieren nach der Analyse bei Bedarf die Scaneinstellungen.

Automatisierung und Konservierung

Momentan bringen wir zudem ein Hybridsystem auf den Weg, um nicht nur die Qualität zu verbessern, sondern auch den Scanprozess zu beschleunigen. Das System kombiniert einen Aufsichtsscanner mit einem Einzugsscanner, beides wird über ein Programm angesteuert. Das ist hilfreich etwa für die Digitalisierung der Original-Hängemappen aus den Konzentrationslagern samt Inhalt, von denen Tausende bei uns einlagern. Nach der Digitalisierung werden die Akten in säurefreie Umschläge gelegt, die wiederum in feuer- und wasserbeständigen Schutzkartons verwahrt werden.

Archivische Erschließung als zentraler Baustein

Millionen Dokumente sind in unserem Online-Archiv nach Namen durchsuchbar. Über 90 Prozent aller Papierdokumente waren 2019 bereits digitalisiert. Doch welche Dokumente brauchen Wissenschaftler*innen, die über die Todesmärsche forschen wollen? Und welche Informationen benötigen die Nutzer*innen des Online-Archivs, die Nachfahren sind? Unser Team für „archivische Erschließung“ bei den Arolsen Archives: Die Historiker*innen und Archivar*innen arbeiten daran, alle Dokumente in ihrem Entstehungszusammenhang zu erklären.

Auch Dokumente wie diese überführen wir in unser Online-Archive

Indizierung als Schlüssel zum Dokument

Die Indizierung von Namen ist ein wichtiger Schlüssel zum Archivbestand. Jedes einzelne Dokument wurde und wird entsprechend ausgewertet. Die Indizierung bietet Forschenden zu Einzelschicksalen interessante Ansätze für ihre Arbeit. Doch es gibt auch Fragestellungen zu übergreifenden Themen, Orten, Nationalitäten oder bestimmten Opfergruppen. Deshalb werden alle Inhalte auf den Dokumenten erfasst, die für Suche, Dokumentation, Forschung und Bildung interessant sein könnten.

Fotograf: Greiner Napp

Viele Arbeitsschritte bis zum Digitalisat

Nach dem Scannen müssen die Dokumente indiziert und digital durchsuchbar gemacht werden, bevor sie ins Online-Archiv kommen. KI-Technologien unterstützen unsere Mitarbeitenden dabei.

Fotograf: Greiner Napp

Dossier Digitalisierung

Weitere Einblicke hinter die Kulissen unseres Online-Archivs