Kooperationen und gemeinsame Digitalisierungsprojekte

Warum es wichtig ist, dass unser Online-Archiv weiterwächst

Durch Kooperationen mit Gedenkstätten und Archiven aus aller Welt erwerben die Arolsen Archives regelmäßig Millionen von digitalen Dokumenten und machen sie online recherchierbar. Kleinere private Sammlungen nehmen wir zudem in unseren Bestand auf und erschließen sie für unser Online-Archiv. Dieser sogenannte Dokumentenerwerb hilft, die Schicksalswege von NS-Verfolgten Puzzlestein für Puzzlestein immer detailreicher zusammenzufügen. Unser Ziel ist es, Angehörigen und Forschenden die Spurensuche zu erleichtern.

Warum wir digitale Dokumente erwerben

Die Arolsen Archives sind kein klassisches Archiv. Die Dokumente, die wir bei uns verwahren, sind seit Jahrzehnten wichtige Arbeitsmittel, um Schicksale zu klären oder Ansprüche auf Entschädigungszahlungen zu dokumentieren. Deshalb hat es bei uns eine lange Tradition Informationen zusammenzutragen – auch in Form von Kopien und Digitalisaten.

Briefe aus der Zwangsarbeit

Durch Kooperationen mit Archiven, Gedenkstätten und anderen Institutionen haben in den letzten Jahren Millionen digitaler Dokumente ihren Weg in unser Online-Archiv gefunden: Deportationslisten, Bilder von KZ-Häftlingen, Todesurkunden oder auch Briefe von Zwangsarbeiter*innen. „Ich habe dich nicht vergessen“, schreibt Maria Borodinja im April 1943 an ihre Schwester Anna. Ihre Postkarte gehört zu den tausenden Digitalisaten, die durch eine Kooperation mit dem Staatlichen Archiv der Region Kyjiw bei uns aufgenommen werden konnten. Unsere Archiv-Mitarbeiterin Hanna Lehun hat sie erschlossen.

Hinweise zu Überlebenden der NS-Verfolgung

Verfolgt, verhaftet, deportiert: Die Ungarin Eva Heller hat die Torturen der Lagerhaft im Konzentrationslager Dachau überlebt und wurde 1945 von amerikanischen Truppen befreit. Was wurde aus ihr? Aussagekräftige Akten zum Schicksal von rund 3.000 verfolgten Jüdinnen und Juden, die in der Nachkriegszeit in Belgien lebten, können seit 2023 in unserem Online-Archiv eingesehen werden. In Kooperation mit dem belgischen Nationalarchiv haben wir über 53.000 Dokumente aus Brüssel digitalisiert.

Beispiele für weitere Projekte

Über eine Kooperation mit der belgischen Gedenkstätte Mechelen ist bald die gesamte Datenbank der von dort deportierten Jüdinnen und Juden über uns einsehbar. Die alten, schlecht lesbaren Kopien von Inhaftierungsunterlagen des Konzentrationslagers Stutthof haben wir bereits durch ein Projekt mit dem Muzeum Stutthof w Sztutowie durch bessere Scans ersetzt. Die ursprünglichen Kopien waren in den 1970er Jahren zum Teil unvollständig in unser Archiv gekommen. Nun ist die komplette Sammlung von fast 50.000 Dokumenten im Bestand integriert. Fotos und Metadaten von Deportationslisten von Menschen im Widerstand wurden 2020 durch eine Kooperation mit dem Dokumentationsarchiv in Wien aufgenommen.

Freiwillige helfen mit

Immer wieder helfen auch Freiwillige im Rahmen der Crowdsourcing-Initiative #everynamecounts bei der Digitalisierung von neuen Sammlungen. Wem wurde, wie die Schriftstellerfamilien Mann, die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen? Die so genannte „Ausbürgerungskartei“, die jüngst durch eine Kooperation mit dem Deutschen Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek zu uns ins Archiv kam, gibt darüber Auskunft. Ab Juli 1933 entzogen die Nationalsozialisten zehntausenden Menschen auf Grundlage des sogenannten Ausbürgerungsgesetzes die deutsche Staatsbürgerschaft.