Barcelona, La Jonquera, Murcia – auch in Spanien sind #StolenMemory-Ausstellungen zu sehen. Bisher ist über die Schicksale spanischer NS-Opfer nur wenig bekannt, in ganz Europa, aber auch in Spanien. Die #StolenMemory-Ausstellungen tragen dazu bei, mehr über die individuellen Geschichten der Menschen zu erfahren und den Angehörigen ein Stück Erinnerung zurückzugeben.

Auch über Verfolgte aus Spanien finden sich Dokumente in den Arolsen Archives. Die meisten von ihnen hatten im Spanischen Bürgerkrieg auf Seiten der Republik gekämpft und wurden im französischen Exil von den Nationalsozialisten verhaftet. Jeder zehnte spanische Mann, der nach Frankreich geflohen war, landete in einem Konzentrationslager in Deutschland, was als Massendeportation zu werten ist.

Es gab Republikaner*innen in allen Konzentrationslagern der Nazis, aber die, in denen die meisten Spanier*innen inhaftiert waren, waren Mauthausen (7.500), Buchenwald (600), Dachau (600), Neuengamme (500), Sachsenhausen (200), Ravensbrück (200) und Flossenbürg (150). Zusammen mit ihren Leidensgenossen wurden sie als Zwangsarbeiter*innen in Steinbrüchen und Fabriken oder zum Bau von Infrastrukturen eingesetzt. Überanstrengung, schlechte Ernährung, Kälte, Misshandlungen und Krankheiten kosteten fast die Hälfte von ihnen das Leben. Viele der Überlebenden trugen lebenslange Folgen davon.

 

Das Ausstellungsplakat über Miguel Obradors Mas bei der #StolenMemory-Ausstellung in Barcelona.

 

Vor allem in dem Bestand aus dem Konzentrationslager Neuengamme befanden sich Gegenstände von rund 70 spanischen Häftlingen. Die Nationalsozialisten hatten in dem Lager in Hamburg knapp 100.000 Häftlinge aus ganz Europa zusammengetrieben und ihre Arbeitskraft für die deutsche Industrie ausgebeutet.

 

»Wir sind stolz darauf, an der Verbreitung dieser humanitären Initiative mitwirken zu können.«

Javier Castillo Fernández, Direktor des Archivo General de la Región de Murcia

Emotionale Momente

Bei der Suche nach den Familien von Verfolgten aus Spanien konnten die Arolsen Archives auf die Unterstützung des spanischen Historiker Antonio Munoz Sanchez zählen. Mit seinen Fachkenntnissen und einem besonderen persönlichen Einsatz half er viele Familien zu finden.

 

Auch über 75 Jahre nach Kriegsende sind die Rückgaben emotionale Momente für die Angehörigen. Oft sind die Gegenstände aus dem Archiv das einzige Erinnerungsstück, das von einem geliebten Menschen geblieben sind. So erhielt beispielsweise die Spanierin Nieves Cajal Santos 2020  den goldenen Siegelring ihres von den Nationalsozialisten ermordeten Onkels Miguel Santos zurück. In einem Artikel der Zeitung EL MUNDO über die Kampagne #StolenMemory hatte sie den Ring entdeckt und sich an das Archiv gewandt.

 

2020 war #StolenMemory auch in Barcelona im Palau Robert und in La Jonquera im Museu Memorial de l’Exili (MUME) zu Gast. Die beiden Ausstellungen stellten Verfolgte aus Spanien in den Mittelpunkt und konnten ein breites Publikum anziehen.  Anlässlich der Internationalen Archivwoche zeigen die Arolsen Archives zusammen mit dem Generalarchiv der Region Murciavon Juni bis September 2021 eine #StolenMemory Ausstellung. Die 20 Plakate erzählen hauptsächlich die Schicksale von NS-Opfern aus der Region Murcia sowie aus anderen Teilen Spaniens. Weitere Ausstellungen planen die Arolsen Archives mit spanischen Partnern wie dem Centro Documental de la Memoria Histórica in Salamanca sowie dem Archivo General de Andalucía in Sevilla.

Die Geschichte einer beeindruckenden Spanierin

Mehr über Braulia Canovas Mulero

 

Die #StolenMemory-App gibt es jetzt auch auf Spanisch. Mit der App können sich Besucher*innen der Ausstellungen auf ihrem Smartphone, Angehörige von Verfolgten sprechen lassen. Die Videos erzählen, welche Bedeutung die Rückgaben für die Familien haben.

Rückgabe an die Tochter von Braulia Cánovas Mulero

Rückgabe an die Familie von Edmond Ameye

Rückgabe an die Familie von Peter Will

 

Rückgabe an die Tochter von Wiesława Brzyś

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