Die Graphic Novel „Wo ist Lotte?“ ist Teil einer neuen Publikation der Arolsen Archives. Sie vereint historische Recherchearbeit, künstlerische Erzählung sowie pädagogische Praxis und zeigt neue Wege, Geschichte für junge Menschen erfahrbar zu machen.
Publikation „Wo ist Lotte?“



Es ist eine ergreifende Erzählung, die diese Schülerinnen und Schüler für ihre Generation mitgeschaffen haben. Hier verbindet sich Erinnerung mit Anschauung und Wissen und bleibt auf diese Weise lebendig.
Aleida Assmann, Literatur- und Kulturwissenschaftlerin
Die Arbeit an „Wo ist Lotte?“ machte deutlich, wie eng historische Forschung, künstlerische Gestaltung und kritische Urteilsfähigkeit miteinander verbunden sind. Die Bildungsarbeit von arolsen school soll jungen Menschen Wege eröffnen, Geschichte selbst zu erkunden und zu reflektieren.
Es sind die besonderen Stationen des Lebenswegs einer jungen Frau in den 1930er Jahren, die neugierig machen.
Birthe Pater, Leiterin des Education-Teams der Arolsen Archives
Kritische Urteils-fähigkeit & Kreativität
Das Projekt verband selbständiges, historisches Lernen mit ästhetischer Praxis. Dabei setzten sie sich die Schülerinnen und Schüler kritisch mit historischen Methoden auseinander: Was wissen wir sicher? Wo beginnt die Interpretation? Und wie können Lücken fiktiv, aber historisch plausibel, gefüllt werden, um Geschichte erzählbar zu machen?
Diese Auseinandersetzung förderte nicht nur die Kreativität, sondern auch ein differenziertes Wissen über literarisch-künstlerische Gestaltungsfreiheiten und die geschichts-wissenschaftliche Repräsentation der Vergangenheit. Die Jugendlichen lernten Quellen zur NS-Verfolgung kritisch zu prüfen, um etwa die Perspektive der NS-Täter in vermeintlich sachlich-neutralen Berichten zu erkennen. So wird die Fähigkeit gestärkt, Desinformationen zu erkennen und kritisch zu hinterfragen. In Zeiten, in denen verzerrte historische Darstellungen an Einfluss gewinnen, verstehen wir das als eine zentrale Kompetenz.
Auf den virtuellen Rückseiten der Comicbilder finden sich die Originalquellen, auf denen die Szenen basieren. Diese Erzählungen machen individuelle Lebensgeschichten sichtbar. Auch persönliche Gegenstände, die an Lotte Sondheimer erinnern und die Graphic Novel „Wo ist Lotte?“ werden Teil des Lernmoduls sein.
Das Lernmodul bietet einen anschaulichen Einstieg in die Dimensionen nationalsozialistischer Verfolgung und in die Arbeit mit historischen Quellen. Die Hinweise und Gegenstände fordern dazu auf, Fragen zu entwickeln, aktiv zu recherchieren und die Fragmente verschiedener Lebensschicksale zusammenzuführen. Das Format verbindet Quellenkritik mit Storytelling und künstlerischer Gestaltung und schafft so eine lebendige Möglichkeit des Erinnerns.




