Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa. Unser Dossier beleuchtet unterschiedliche Perspektiven auf die Befreiung: Wir berichten von Überlebenden und engagierten Displaced Persons, von der Konfrontation mit der Schuld, von der Wucht des Grauens, auf das alliierten Soldaten bei Lagerbefreiungen stießen und von der Nachkriegszeit, in der nur eine geringe Zahl von Täterinnen und Tätern für ihre Verbrechen verurteilt wurden.  

 

In Deutschland wird der 8. Mai 1945 als „Tag der Befreiung“ bezeichnet. Das Datum markiert den Tag der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht – und damit das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa. Die Kapitulation wurde am 7. Mai im Hauptquartier der Alliierten im französischen Reims unterzeichnet, in der Nacht zum 9. Mai folgte eine zweite Unterzeichnung vor Vertretern der Sowjetarmee in Berlin-Karlshorst. Nach Moskauer Ortszeit war es bereits der nächste Tag, weshalb in Russland der 9. Mai als offizieller Tag des Kriegsendes gefeiert wird.

 

Ein langer Weg zur Befreiung

Die Befreiung Deutschlands vom Nazi-Regime war mehr als nur ein Datum, sie war ein langer, dramatischer Prozess, der sich über viele Monate erstreckte: mit der Landung alliierter Truppen in der Normandie, mit erbitterten Kämpfen und immer neuen Berichten über das Grauen der Konzentrationslager. Während die Alliierten vorrückten, versuchten die Nationalsozialisten, ihre Verbrechen zu vertuschen – sie vernichteten Akten, räumten Lager, schickten Häftlinge auf Todesmärsche, evakuierten Lager und begingen bis zuletzt grausamste Gewaltakte. In Deutschland befanden sich zu Kriegsende rund 11 Millionen Displaced Persons, also Menschen, die von den Nationalsozialisten aus ihren Heimatländern zur Zwangsarbeit oder in die Konzentrationslager verschleppt worden waren. In all dem setzte die Strafverfolgung ein. Vor internationalen, nationalen und militärischen Gerichten fanden Prozesse gegen Zehntausende angeklagter Kriegsverbrecher statt. Gleichzeitig suchten und fanden zahlreiche Täterinnen und Täter des NS-Regimes Wege, sich ihrer Verantwortung zu entziehen.

 

Perspektiven auf die Befreiung

Im Dossier zu 80 Jahren Befreiung zeigen wir verschiedene Perspektiven auf das Ende der NS-Herrschaft und ihre Nachwirkungen.

 

Walter Cieślik in Häftlingskleidung an seinem Schreibtisch im IIO, Dachau, 5.6.1945

Vergessene Helfer*innen

Nach der Befreiung waren viele Displaced Persons nicht nur Überlebende – sie wurden zu Zeug*innen, Aktivist*innen und Organisator*innen. Viele setzten sich für Dokumentation, Aufklärung und Gerechtigkeit ein – oft aus eigener Initiative, nahezu immer unter schwierigsten Bedingungen.

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Baustelle Jonastal bei Arnstadt, Oktober 1945. Quelle: Archiv Ernst Kott, Arnstadt BwA VI 930 L (c) Gedenkstätte Buchenwald

Im Angesicht der Schuld

Wie nahmen die Deutschen das Leid der KZ-Häftlinge wahr? Zivilist*innen – Kinder wie Erwachsene – wurden bereits unter dem NS-Regime sowie nach der Befreiung mit dem Grauen des NS-Regimes konfrontiert.

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Peter Mischtschuk. Quelle: Klaus-Peter Schambach www.tatort-jonastal.de

„Wir machten einen Hungermarsch“

Zwang, Gewalt und Erschöpfung: Die Todesmärsche markieren das letzte grausame Kapitel der NS-Verbrechen. Petro Mischtschuk überlebte insgesamt 13 Lager und wurde auf zermürbende Märsche geschickt. Auch diese übersteht er. Wir fassen seine Geschichte zusammen und verlinken zu einem Zeitzeugengespräch mit ihm.

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Buchenwald, 16. April 1945. Foto: Harry Miller, National Archives, Washington, 111-SC 20 36 27 – S. Quelle: Fotoarchiv Buchenwald, 020-46.007

Über die Vorstellungs-kraft hinaus

Was fanden die Soldaten der Alliierten vor, als sie die Lager erreichten und die Opfer des NS-Terrors befreiten? Die Soldaten waren nicht vorbereitet auf die grauenhaften Szenen und konnten die Bilder ein Leben lang nicht vergessen.

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Niederlage, Befreiung oder Sieg?

Wie wurde der 8. Mai 1945 in der DDR erinnert, wie wird er heute in der BRD und in den Ländern, die gegen das Deutsche Reich gekämpft haben, vergegenwärtig? Wie hat sich die Sicht auf das Kriegsende verändert und wie sieht es heute aus? Unter anderem mit diesen Fragen beschäftigen wir uns in unserem digitalen Lernmodul „Suspekt – Landschaft der Verbrechen“.

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Ohne Titel. Zeichnung von Helen Ernst. Quelle: Museen der Landeshauptstadt Schwerin

Nach der Befreiung: NS-Täter*innen auf der Flucht

Mit dem Zusammenbruch des NS-Regimes flohen viele Täter*innen – und viele entzogen sich der Verantwortung. Es wurden systematisch Schuld verschleiert, Verfolgung vermieden und Prozesse verhindert.

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