Als die US-Armee am 11. April 1945 das KZ Buchenwald erreicht, ist Hermann Kerkeling unter den Häftlingen. Der Großvater des bekannten Comedian, Autors und Schauspielers Hape Kerkeling, war zu diesem Zeitpunkt 12 Jahre lang vom NS-Regime eingesperrt und gefoltert worden.
Katholik und Kommunist
Hermann Anton Kerkeling, geboren am 12. Juni 1901, ist Katholik und Kommunist. Am Abend des 3. März 1933, nur wenige Wochen nach der Machtübernahme Hitlers, verteilt er mit seinem Genossen Jackner spontan Flugblätter gegen das NS-Regime. „Hermann ist überrumpelt von der Aktion seines Genossen, willigt aber ohne zu zögern ein, noch ganz unter dem Eindruck der Verhaftung Thälmanns in Berlin.“, schreibt Hape Kerkeling über seinen Großvater. In Herten, einer Stadt im Ruhrgebiet, legen die beiden die Flugblätter in Hauseingänge und gehen davon aus, dass niemand sie dabei gesehen hat. Zwei Tage später wird Hermann wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ bei sich zu Hause verhaftet.
„Die Hölle von Recklinghausen“
Die Gestapo bringt Hermann Kerkeling in Untersuchungshaft ins Polizeipräsidium Recklinghausen. Das ist für Folter durch die Mitarbeiter bekannt und wird von politischen Häftlingen „die Hölle von Recklinghausen“ genannt. Auch Hermann gibt später an, dass er dort von Kommissaren schlecht behandelt wurde. Den Akten zufolge verbringt er dort vier Monate, bis ein erstes Verhör durchgeführt wird.
Deportation nach Buchenwald
Im Oktober 1933 verurteilt ihn ein Gericht zu neun Jahren Zuchthaus. Vorgeworfen wird ihm am Ende nicht nur die Vorbereitung zum Hochverrat, sondern unter anderem auch Einbruch und Diebstahl. Sieben Jahre später stellt seine Ehefrau Bertha ein Gnadengesuch – doch das wird vom Oberlandesgericht Hamm abgelehnt. Nach der Haft kommt Hermann nicht frei. Die Gestapo nimmt ihn in „Schutzhaft“. Eine „Schutzhaft“-Inhaftierung erfolgte ohne Beweisführung oder Anklage und konnte unbegrenzt verlängert werden.
Hermann wird ins Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Dort trifft er am 2. Juli 1942 ein und wird von der SS als politischer Häftling registriert. In Buchenwald muss er ab Ende August 1942 in der Effektenkammer arbeiten – dem Ort, an dem die persönlichen Gegenstände der Inhaftierten, die sogenannten Effekten, verwaltet werden.


Fast drei Jahre lang, bis zur Befreiung im April 1945, bleibt Hermann in Buchenwald. Nach insgesamt 12 Jahren kann er nach Hause zurückkehren. In den 50er und 60er Jahren stellt Hermann mehrere Anträge auf Amnestie und Entschädigungen. Am Ende bekommt er, wie viele andere auch, so gut wie nichts.


Ein Enkel sucht nach Antworten

2019 recherchiert das Team von Hape Kerkeling bei den Arolsen Archives nach Dokumenten zum Großvater für sein Buch „Gebt mir etwas Zeit“. Dort schreibt er über Hermann: „Ich sehe ihn nicht als Helden, aber auch nicht als Opfer.“ Die Dokumente zu Hermann Kerkeling und weitere sind in unserem Online-Archiv abrufbar