Bildatlas #LastSeen für Grimme Online Award 2024 nominiert
Das Forschungsprojekt #LastSeen dokumentiert historische Fotografien von Deportationen im Nationalsozialismus. Der von sechs Partnerinstitutionen entwickelte Bildatlas #LastSeen zu NS-Deportationsfotos ist in der Kategorie „Wissen und Bildung“ für den Grimme Online Award 2024 nominiert worden. Mit dem Grimme Online Award werden qualitativ hochwertige publizistische Online-Angebote ausgezeichnet; in diesem Jahr gab es fast 1.000 Einreichungen aus denen 27 Online-Angebote in mehreren Kategorien nominiert wurden.
Bereits mehr als 400 Fotos online und 270 Personen identifiziert
Mehr als zweihunderttausend Menschen sind zwischen 1938 und 1945 aus dem Deutschen Reich deportiert worden. Die meisten in die Ghettos und Vernichtungslager im deutsch besetzten Osteuropa. Das Verbundprojekt #LastSeen. Bilder der NS-Deportationen sammelt, erforscht und veröffentlicht erstmals sämtliche erhaltenen Fotos. Im #LastSeen Bildatlas sind bereits mehr als 400 Fotos aus 33 Orten online zugänglich, die den Abtransport von Juden, Sinti und Roma sowie Menschen mit Behinderungen zeigen. Fast alle Menschen auf den Bildern wurden ermordet. Das Projektteam konnte bisher 270 Personen identifizieren und erzählt ihre Geschichten auf lastseen.org.
Die Fotos dokumentieren, wie tausende Menschen abgeholt werden, sich an Sammellagern einfinden müssen, durchsucht und erniedrigt werden, warten und in Züge einsteigen müssen. Deportationen fanden überall in Deutschland statt – am helllichten Tag. Die Fotos zeigen auch, wie neben Gestapo, Polizei und SS, lokale Beamte, Ärzte und Kleinunternehmer mithalfen, während Nachbar*innen oder Passant*innen vorbeigingen, zusahen oder sich sogar beteiligten.
Interaktive Ausstellung und digitale Edition
#LastSeen hat die vollständige Sammlung und Erforschung aller Deportationsfotos zum Ziel, denn diese zählen zu den bedeutsamsten Quellen der nationalsozialistischen Verbrechen. Alle Bilder werden aufwendig erforscht, bevor sie digital im Bildatlas von #LastSeen veröffentlicht werden (atlas.lastseen.org). Der Bildatlas ist gleichzeitig interaktive Ausstellung und digitale Edition. Das besondere Feature von #LastSeen ist, dass direkt auf den Bildern Geschichte(n) erzählt werden. Mit einer Markierung auf den Fotos wird auf bestimmte Elemente hingewiesen: auf Gepäckbeschriftungen, das Kuscheltier eines Kinds oder einen spezifischen Ort. Auf diese Weise werden auch die Lebensgeschichten identifizierter Personen erzählt.
Die Nominierungskommission des Grimme Online Awards hält zu #LastSeen fest: „Ungewöhnlich und gleichzeitig einfach ist die Idee, die hinter „#LastSeen“ steckt, einem Bildatlas mit Fotos von Deportationen aus dem Reichsgebiet zwischen 1938 und 1945. In der Unmittelbarkeit ungestellter Bilder wird der Schrecken rassistischer Verfolgungen lebendig.“
Weitere Informationen:
- Der Bildatlas #LastSeen kann hier abgerufen werden: https://atlas.lastseen.org/
- Für den Publikumspreis des Grimme Online Awards kann man hier abstimmen: https://w1.grimme-online-award.de/goa/voting/ext_voting.pl
Die sechs Partner von #LastSeen sind:
- Arolsen Archives. International Center on Nazi Persecution – https://arolsen-archives.org/
- USC Dornsife Center for Advanced Genocide Research, Los Angeles – https://dornsife.usc.edu/cagr/
- Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz, Berlin – https://www.ghwk.de/de
- Gedenkstätte Hadamar – https://www.gedenkstaette-hadamar.de/
- Public History im Kulturreferat der Landeshauptstadt München
- Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg – https://www.selma-stern-zentrum.de/