„Der Warschauer Aufstand. 100 unbekannte Geschichten”

Am 10. September 2024 findet um 16 Uhr im Kultur- und Wissenschaftspalast in Warschau eine Zeremonie zur Rückgabe persönlicher Gegenstände statt, die Menschen in der Folge des Warschauer Aufstands in deutschen NS-Konzentrationslager abgenommen wurde. Dank der Kampagne „Der Warschauer Aufstand. 100 unbekannte Geschichten” konnten die Arolsen Archives zusammen mit Freiwilligen weitere zwölf Familien finden.
Armbanduhren, Schmuck und Eheringe, Dokumente, Briefe und Fotos – die Nationalsozialisten nahmen den Menschen in den Konzentrationslagern all ihre persönlichen Gegenstände ab. Die Arolsen Archives verwahren noch etwa 2.000 Gegenstände – sogenannte Effekten – aus dem Besitz ehemaliger Konzentrationslagerhäftlinge. All diese Gegenstände warten darauf, an die Familien zurückgegeben zu werden.
Das internationale Zentrum über NS-Verfolgung hat die Kampagne „Der Warschauer Aufstand. 100 unbekannte Geschichten” ins Leben gerufen, um den 80. Jahrestag des Warschauer Aufstands zu begehen. Ziel der Kampagne ist es, die Familien von 100 Opfern zu finden, ihnen die letzten Andenken an ihre Angehörigen zurückzugeben, 100 unbekannte Geschichten zu erzählen und die Erinnerung an die Opfer wach zu halten. Dies lässt sich nur mit der Hilfe von Freiwilligen realisieren – ihr Beitrag ist von unschätzbarem Wert.
Die unbekannte Geschichte zweier Schwestern
Zofia Strusińska (am 13.10.1896 geboren) ist eine der Personen, deren Effekten während der Feierstunde im Kultur- und Wissenschaftspalast zurückgegeben werden. Sie wurde während des Aufstands von Wehrmachtsoldaten verhaftet und am 4. September 1944 in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück deportiert. Laut Dokumenten, die bei den Arolsen Archives verwahrt werden, wurde sie auf einen Transport mit 200 weiblichen Häftlingen geschickt, der das Lager am 20. September 1944 verließ und sie zum Außenlager Bartensleben brachte, wo sie Zwangsarbeit verrichten musste. Zofia überlebte die menschenunwürdigen Zustände in dem deutschen Konzentrationslager. Sie wurde vom Schwedischen Roten Kreuz aus dem Lager gerettet und später nach Schweden gebracht. Von Freiwilligen angestellte Nachforschungen haben zu Tage gefördert, dass Zofia eine Schwester hatte, Jozefa Skórko. Auch deren persönliche Gegenstände werden bei den Arolsen Archives verwahrt und am 10. September an ihre Familie übergeben.
Erfolgreiche Suche nach den Familien der Opfer
Die ersten Familien, die mit der Unterstützung von Freiwilligen vom Team der Arolsen Archives gefunden werden konnten, haben bereits persönliche Gegenstände zurückerhalten. In Naleczow und Warschau wurden Effekten, die Bronislaw Miłecki, Edmund Kopka, Anna Tomczyk und Stanisława Mordes gehörten, an ihre Angehörigen zurückgegeben. Anlässlich der Feierstunde in Warschau am 10. September werden die Effekten von Stanisława Wasilewska, Józefa Skórko, Zofia Strusińska, Janina Mróz, Lucjan Chrzanowski, Danuta Szcześniak, Janina Januszewska, Jan Jędrzejczak, Ryszard Gogut, Józef Markiewicz, Rudolf Załucki und Wanda Ulatowska an ihre Familien übergeben.
Die bei den Arolsen Archives verwahrten persönlichen Gegenstände gehören Opfern aus mehr als 30 Ländern – großenteils aus Polen, Deutschland und der ehemaligen Sowjetunion. Dank der 2016 gestarteten Kampagne #StolenMemory sind bereits fast tausend Familien gefunden worden, oft mit der Unterstützung von Freiwilligen, die in den einzelnen Ländern Nachforschungen anstellten.
Journalisten und Journalistinnen sowie Redaktionsteams sind zur aktiven Teilnahme an der Kampagne herzlich eingeladen. Wir wissen es sehr zu schätzen, wenn Sie uns durch Ihre Berichterstattung über die Suche nach den Familien der Opfer unterstützen.
Fotos der Objekte, die während der Feierstunde am 10. September zurückgegeben werden, finden Sie hier in der Galerie. Wir stimmen deren Veröffentlichung zu.