Gedenkveranstaltung in Bad Arolsen zum Holocaust-Gedenktag 2025

80 Jahre ist es her, dass die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz befreite. Anlässlich dieses besonderen Jahrestages luden das Land Hessen, der Landeswohlfahrtsverband Hessen und kommunale Spitzenverbände in Hessen zu ihrer zentralen Gedenkfeier ein. Die Veranstaltung fand im Bürgerhaus Bad Arolsen statt. Mit dabei waren hessische Politiker*innen wie der Ministerpräsident Boris Rhein (CDU), die Landtagspräsidentin Astrid Wallmann (CDU) und der Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker (CDU).
„Wir blicken zurück auf das schlimmste Verbrechen gegen die Menschlichkeit: auf die Shoah, die Ermordung von sechs Millionen europäischen Jüdinnen und Juden, und auf das sinnlose Sterben von Millionen weiterer Menschen, die dem Terror der Nazis zum Opfer fielen.“ Mit diesen Worten eröffnete Markus Röder, Bürgermeister der Gemeinde Hofbieber und Präsident des Hessischen Städte- und Gemeindebundes, die Gedenkveranstaltung. Es sei besonders wichtig, die Erinnerung lebendig zu halten und die Geschichte nicht zu vergessen, damit sich so etwas nicht wiederhole. Auch Astrid Wallmann, Landtagspräsidentin Hessens, verwies auf die zunehmende Gefährdung der Demokratie. Was es brauche, sei Solidarität mit den jüdischen Mitbürger*innen und ein entschiedenes Einschreiten gegen alle Formen des Antisemitismus sowie gegen jegliches antidemokratisches und menschenverachtendes Gedankengut.

»Hinter jedem Opfer steht eine Geschichte, die nicht vergessen werden darf. Daher sind wir alle dazu aufgerufen, die Erinnerung lebendig zu halten, damit sich Auschwitz nicht wiederholt. Das sind wir den Opfern schuldig.«
Markus Röder, Bürgermeister der Gemeinde Hofbieber und Präsident des Hessischen Städte- und Gemeindebundes
Appell an die Menschlichkeit
80 Jahre nach der Befreiung zeigt sich, dass die Sprache und Strategie von Rechtpopulisten sich an der Rhetorik der NS-Propaganda orientieren. In seinem Grußwort betonte der hessische Ministerpräsident Boris Rhein die Bedeutung des 27. Januars für die demokratische Zivilgesellschaft und welche Lehren aus der Geschichte zu ziehen sind: „Der 27. Januar ist ein Appell an uns alle. Wir müssen uns gegen Hass und Hetze stellen und stark machen für Mitgefühl und Menschlichkeit. Es reicht nicht aus, nur zu reden. Wir müssen auch für unsere demokratischen Überzeugungen einstehen.“

Boris Rhein, Ministerpräsident des Landes Hessen, bei seinem Grußwort im Bürgerhaus Bad Arolsen
Uwe Becker, Beauftragter der hessischen Landesregierung für Jüdisches Leben und den Kampf gegen den Antisemitismus, schloss sich diesem Appell an und verwies auf aktuelle antisemitische Tendenzen. Es sei eine Schande, dass Jüdinnen und Juden heute wieder Angst haben.
Die Erinnerung steht vor Herausforderungen
Erinnerungskultur stehe in einer Zeit, in der historische Fakten immer häufiger infrage gestellt, ignoriert oder verdreht werden unter Druck, betonte Floriane Azoulay. Die Direktorin der Arolsen Archives plädierte in ihrer Rede für eine starke erinnerungskulturelle Arbeit und hob die besondere Bedeutung für die Gesellschaft und die Demokratie hervor. In dem Zuge verwies sie auch auf die Initiativen der Arolsen Archives wie #everynamecounts oder #StolenMemory, die beide eine Verknüpfung von Vergangenheit und Gegenwart herstellen.

»Unsere Arbeit zeigt, dass die Vergangenheit nicht losgelöst von der Gegenwart ist. Sie ist der Schlüssel, um aktuelle Herausforderungen wie Rassismus, Antisemitismus und Desinformation zu verstehen und ihnen entschlossen entgegenzutreten.«
Floriane Azoulay, Direktorin der Arolsen Archives
Gemeinsame Verantwortung
Zum Abschluss ihrer Rede appellierte Floriane Azoulay an die gemeinsame Verantwortung der demokratischen Gesellschaft. Es gehe darum, Brücken zwischen den Generationen zu bauen und Respekt, Vielfalt und Gerechtigkeit vorzuleben. Nur so können aktuelle Herausforderungen wie Rassismus, Antisemitismus und Desinformation verstanden und bekämpft werden. Nach der Veranstaltung nutzten viele Gäste die Möglichkeit, die bedeutende Sammlung der Arolsen Archives zu besichtigen, darunter auch Wissenschafts- und Kunstminister Timon Gremmels (SPD), der auf die besondere Bedeutung von Archiven für die Erinnerung hinwies: Sie dokumentieren nach wissenschaftlichen Kriterien Unrecht, Terror und Verbrechen und berühren zugleich auf einmalige Weise.
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Boris Rhein appelliert in seiner Rede an Mitgefühl und Menschlichkeit.
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Floriane Azoulay und Astrid Wallmann im Gespräch.
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Timon Gremmels, Astrid Wallmann und Floriane Azoulay im Archiv.