Jobprofil: Social-Media-Officerin

Gina Wiedemann

Was machst du bei den Arolsen Archives?

Als Social-Media-Officerin erstelle ich Content für Instagram, TikTok, bluesky, LinkedIn, Threads, Facebook und zwei verschiedene YouTube-Kanäle. Der Content auf diesen Plattformen unterscheidet sich stark voneinander. Über TikTok, Instagram und YouTube erreichen wir vor allem junge Menschen. Für sie produzieren wir Erklärungsvideos oder erzählen Lebensgeschichten von NS-Verfolgten. Häufig laden wir auch Menschen ein, die heute von Diskriminierung betroffen sind und kommen mit ihnen vor laufender Kamera ins Gespräch. So bauen wir eine junge Community auf, mit der wir über Themen rund um NS-Geschichte, Antisemitismus, Rassismus und jede andere Form von Diskriminierung in den Austausch kommen. Auf Facebook, X und Threads arbeiten wir mehr textbasiert. Dort informieren wir mit Texten tiefer über die Dokumente in unserem Archiv, aber auch über Familienzusammenführungen oder Rückgaben von sogenannten Effekten.

Machst du das alles alleine?

Das Social-Media-Team besteht zurzeit aus zwei Personen. Aber alles was wir produzieren, basiert natürlich auf der unfassbar wichtigen Arbeit unserer Kolleginnen und Kollegen. Jedes Schicksal, das geklärt wird und über das wir dann in den Sozialen Medien sprechen können – da stecken Monate, wenn nicht Jahre an Arbeit dahinter. Außerdem sind wir Teil der Abteilung Public Relations, die uns fleißig mit Texten und Konzepten versorgt. Gemeinsam machen wir uns zu Themen Gedanken. Es ist also eine riesige Teamarbeit. In der Umsetzung machen wir fast alles selbst – wir schreiben die Texte, wir machen die Grafiken, schneiden die Videos, stehen selber vor der Kamera. Und wir müssen natürlich die Kommentare auf den Kanälen moderieren. Wir bekommen viel positives Feedback, aber eben auch Hass-Kommentare. Jeder Kommentar, der bei uns eingeht, wird von uns gelesen und es wird entschieden: Entgegnen wir etwas? Lassen wir ihn so stehen? Löschen wir ihn? Oder bringen wir ihn sogar zur Anzeige, wenn es sich um strafrechtlich relevante Inhalte handelt? Mit der Zeit lernt man, damit umzugehen.

Was ist dein beruflicher Hintergrund?

Ich habe einen zweifachen Bachelor in Geschichte und Internationale Beziehungen und habe in Erfurt und Taipeh, Taiwan studiert. Ich habe im Laufe meines Studiums einige Praktika gemacht und danach entschieden, keinen Master in Geschichte zu machen, weil ich mehr in die politische Richtung wollte. Also habe ich meinen Master in Friedens- und Konfliktforschung in Tampere, Finnland absolviert. Ein tolles Studium, aber was mich frustriert hat: Es wurde viel geforscht und veröffentlicht, aber nichts ist bei den Menschen in Konflikten angekommen, die es eigentlich brauchen. Deshalb habe ich mich danach für ein Volontariat in der Öffentlichkeitsarbeit entschieden, um die Werkzeuge von Kommunikation zu erlernen. So bin ich bei den Arolsen Archives gelandet. Die Stelle fand ich für mich perfekt, weil ich mich nicht zwischen Geschichte und Politik entscheiden muss. 2021 habe ich hier angefangen.

Was fasziniert dich an den Arolsen Archives?

Mich fasziniert diese unfassbare Masse an Informationen, die wir bei uns haben. Wir haben eine Person im PR-Team, die für uns Biografien aus dem Archiv heraussucht, an die wir dann an Geburtstagen, Jahrestagen oder Todestagen erinnern können. Jedes Mal, wenn ich von ihr eine E-Mail bekomme, denke ich mir: Krass, was das für eine Lebensgeschichte schon wieder ist! Und alle diese Lebensgeschichten bewahren wir bei uns im Archiv und das ist buchstäblich unfassbar. Man kann es wirklich nicht fassen – Millionen Lebensgeschichten. Die können wir alle gar nicht erzählen, was eigentlich tragisch ist. Aber wir können so viel aus diesen Schicksalen lernen. Und wir versuchen, so viele zu erzählen, wie es nur geht.