Zahlen und Fakten zu unserer Geschichte

Die wichtigsten Meilensteine zwischen 1943 und heute

1943-1945

Die Alliierten beginnen mit der Erhebung von Daten über Zwangsarbeiter, Flüchtlinge und Inhaftierte des NS-Regimes. Übernommen wird die Aufgabe von den Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force (SHAEF), zunächst in London, später in Versailles und anschließend in Frankfurt am Main.

September 1945

Die Militärregierungen übertragen die Verwaltung des Central Tracing Bureaus an das Zentrale Suchbüro der Hilfs- und Wiederaufbauverwaltung der Vereinten Nationen (UNRRA) in Frankfurt-Höchst. Die Institution ist der direkte Vorläufer der Arolsen Archives.

Oktober 1945

Im Central Tracing Bureau beginnt der Aufbau einer Namenkartei, die bei der Suche nach Vermissten helfen soll. Daraus entwickelt sich die Zentrale Namenkartei (ZNK) also Schlüssel zu den Dokumenten.

1946

Verlegung des Suchdienstes nach Arolsen und Gründung des Central Tracing Bureau, ein Vorläufer der heutigen Arolsen Archives.

Juli 1947

Nach Ablauf des UNRRA-Mandats übernimmt die neu gegründete Internationale Flüchtlingsorganisation (IRO) mit Sitz in Genf die Leitung des Zentralen Suchbüros in Arolsen.

1948

Umbenennung des Suchdienstes in „International Tracing Service“ (ITS) – dieser Name ist auch heute noch die rechtsgültige Bezeichnung.

1951

Die Allied High Commission for Germany übernimmt die Leitung des ITS. Der ITS (jetzt: Arolsen Archives) steht bis heute unter Aufsicht eines Internationalen Ausschusses, dem Vertreter von elf Ländern angehören: Belgien, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Israel, Italien, Luxemburg, Niederlande, Polen, Vereinigtes Königreich, und die USA.

1955

Die Alliierten übergeben die Leitung des ITS an das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK). Grundlage dafür sind die durch den Internationalen Ausschuss ratifizierten „Bonner Verträge“, die zunächst eine Befristung vorsehen.

1965

Die Befristung des Bonner Abkommens wird aufgehoben.

1990

Die Bundesrepublik Deutschland verpflichtet sich, die Arbeit des ITS weiterhin zu gewährleisten.

1998

Der ITS ist einer der Pioniere bei der Digitalisierung von Archivgut. Das erste Großprojekt beginnt, um die Auskunftserteilung auf Basis des Archivs zu beschleunigen.

2007

Am 28. November 2007 öffnet der ITS sein fast 25 Jahre lang für die Öffentlichkeit geschlossenes Archiv für Forschende und Besucher. Eingeleitet wurde die Öffnung von internationalen Protesten aus Wissenschaft, Politik und auch von NS-Verfolgten, die den Zugang zu den wertvollen historischen Dokumenten forderten.

2012

Das IKRK zieht sich aus der Leitung des ITS zurück. Der Internationale Ausschuss übernimmt die Verantwortung für die Institution und legt neue Ziele fest

2013

Das Berliner Übereinkommen und eine Partnerschaftserklärung mit dem Bundesarchiv als neuem institutionellem Partner des ITS treten in Kraft.

Am 16. Oktober werden die historische Sammlung und die Zentrale Namenkartei von der UNESCO in das Register „Memory of the World“ aufgenommen.

2015

Startschuss für den Aufbau eines Online-Archivs, das Menschen aus aller Welt den digitalen Zugriff auf Daten und Dokumente ermöglichen soll.

2016

Start der Kampagne #StolenMemory: Freiwillige helfen mit ihrer Recherche, Familien von NS-Verfolgten ausfindig zu machen, um ihnen persönliche Gegenstände von KZ-Inhaftierten zurückzugeben.

2017

Die Dokumentensammlung wird in ein provisorisches Archiv ausgelagert. Es fehlt ein Archivgebäude für die angemessene und archivgerechte Unterbringung des Weltdokumentenerbes.

2019

Umbenennung des ITS in Arolsen Archives. Veröffentlichung des Online-Archivs in Partnerschaft mit der Internationalen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, Israel. Ab jetzt können Menschen in aller Welt online recherchieren, um die Schicksale von Opfern der nationalsozialistischen Verfolgung aufzudecken.

2020

Das Online-Archiv erhält mit dem European Heritage Award / Europa Nostra Award Europas höchste Auszeichnung im Bereich des kulturellen Erbes.
 
Außerdem startet die Crowdsourcing-Initiative #everynamecounts, zunächst als pädagogisches Projekt an Schulen, später öffentlich: Mit der Erfassung von Daten aus Archivdokumenten arbeiten Freiwillige international daran mit, diese Informationen online verfügbar und recherchierbar zu machen, sowohl für Forscher als auch für Nachkommen der NS-Verfolgten.

2021

Die Website #StolenMemory wird sowohl mit dem Grimme Online Award als auch mit dem Grand Prix des Art Directors Club Wettbewerb ausgezeichnet.

2024

Die Arolsen Archives starten die multimediale und interaktive Bildungs-Plattform „und heute?“. Im Mittelpunkt stehen NS-Geschichte und Fragen gesellschaftlicher Teilhabe und Ausgrenzung seit 1945, aufbereitet für Jugendliche, die in einer digitalen Welt aufwachsen.  
 
Nach einem Planungswettbewerb erhält das Architekturbüro Nieto Sobejano Architectos aus Berlin den Zuschlag für den geplanten Archivneubau, der 2028 fertiggestellt werden soll (geplante Baukosten rund 32 Millionen Euro).