Schicksale auf Papier:
Neue Dokumente im Online-Archiv
Die Arolsen Archives haben rund eine Million weitere Dokumente in ihrem Online-Archiv recherchierbar gemacht. Dazu gehören Häftlingsbilder und Transportlisten des Konzentrationslagers Auschwitz sowie tausende Briefe von sowjetischen Zwangsarbeiter*innen an ihre Familien. Auch eine umfassende Dokumentensammlung aus den britischen und französischen Besatzungszonen ist nun nach den Namen* von NS-Verfolgten durchsuchbar.
„Sei gut zu mir, kleine Schwester, ich habe dich nicht vergessen und ich werde dich nie vergessen. Du ärgerst dich über mich, dass ich keine Postkarten schicke. Ich habe bereits drei geschrieben, aber ich weiß nicht, warum du sie nicht bekommst“, schrieb Maria Borodinja im April 1943 an ihre Schwester Anna. Ihre Postkarte ist eines von tausenden Dokumenten einer neuen Sammlung im Online-Archiv der Arolsen Archives: Briefe sowjetischer Bürger*innen, die als Zwangsarbeiter nach Deutschland verschleppt wurden und von dort an ihre Familien zuhause schreiben wollten.
*Namen heißt nicht gleich Menschen: Manche der Namen von NS-Verfolgten tauchten auf mehreren Dokumenten auf und wurden deshalb bisher mehrfach gezählt.
Höchstwahrscheinlich haben die Angehörigen diese Nachrichten aber nie bekommen. Sie lagern heute in staatlichen ukrainischen Archiven, die nun versuchen, nicht zugestellte Briefe an die Nachkommen der sogenannten Ostarbeiter*innen zurückzugeben. Die Arolsen Archives haben die Dokumente als Kopien aufgenommen, um mehr Informationen über Zwangsarbeiter zur Verfügung zu stellen.
Informationen digital erfassen
Damit die Dokumente im Online-Archiv der Arolsen Archives immer besser nach Schlagwörtern recherchierbar sind, beschäftigen sich zahlreiche Mitarbeiter nicht nur mit der Digitalisierung von Dokumenten, sondern vor allem mit der Indizierung: Wichtige Informationen wie Namen, Orte, Daten müssen für jedes einzelne Dokument erfasst und damit verknüpft werden. Auch eine hochmoderne Technologie zum schnellen Datenabruf unseres Partners, der Internationalen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, hilft dabei, die Dokumente besser durchsuchbar zu machen.
In diesem Video erklären wir, wie Sie unsere Datenbank am besten nutzen:
Deportationslisten aus Wien
Eine neue Kooperation mit dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes in Wien machte es möglich, Deportationslisten von Juden aus Österreich ins Online Archiv zu bringen. Diese Dokumente waren zwar schon vorher verfügbar, aber nur als alte, schlecht lesbare und kaum recherchierbare Kopien. „In Wien gab es eine der größten jüdischen Gemeinden im früheren Deutschen Reich“, sagt der stellvertretende Archivleiter Giora Zwilling (Arolsen Archives). „Dank der Kooperation mit dem Dokumentationsarchiv haben wir im Oktober Fotos und Metadaten von Deportationslisten erhalten und in unser Online-Archiv integriert.“