Schicken Sie uns Ihre Anfrage!
Sie möchten eine Anfrage an die Arolsen Archives richten? Sie suchen Hinweise auf das Schicksal von NS-Verfolgten in Ihrer Familie oder benötigen Informationen für Forschungs- oder Bildungsprojekte? Bitte verwenden Sie unser Antragsformular!
Worüber wir Auskunft geben können:
Wartezeit
Hier sehen Sie die aktuellen Zahlen zu unseren Bearbeitungszeiten. Diese gelten für die Klärung von Schicksalen und Verfolgungswegen mithilfe unserer Dokumente. Wenn wir nach Gräbern suchen oder Kontakte zu Familienangehörigen vermitteln sollen, kann es deutlich länger dauern. Monatlich erhalten wir mehr als 1 000 Anfragen. In der Regel bearbeiten wir sie der Reihe nach. Anfragen von Überlebenden oder Anfragen mit einer hohen Dringlichkeit ziehen wir vor, so dass die Wartezeit nur einige Tage bis zu wenigen Wochen beträgt. Wir versichern Ihnen, dass wir unser Möglichstes tun, damit jeder Antragsteller seine Antwort so bald wie möglich erhält.
Stand: 31.12.2023
Weitere Ansprechpartner
Wenn es um Entschädigungen für jüdische Opfer der NS-Verfolgung geht, erhalten Sie Unterstützung auf: www.claimscon.de
Wir haben keine Informationen über Soldaten der ehemaligen Deutschen Wehrmacht oder zu Vertriebenen und Flüchtlingen aus den ehemaligen Ostgebieten des Deutschen Reiches. Bitte wenden Sie sich an: www.bundesarchiv.de
Informationen über Kriegs- und Zivilgefangene sowie Wehrmachtsvermisste oder von der Roten Armee verschleppte Zivilisten gibt: www.drk-suchdienst.de
»Der Wert dieser Dokumente steigt immer mehr. Sie sind die Erinnerung.«
Alexandr Afanasjew, ehemaliger Kriegsgefangener und KZ-Häftling des Konzentrationslagers Buchenwald und des Außenlagers Ellrich-Juliushütte bei seinem Besuch in Bad Arolsen.
Von Listen bis hin zu Fragebögen mit Fotos
Oft sind verschiedene Arten von Listen die Basis für die Auskünfte der Arolsen Archives. Sie stammen zum einen aus der nationalsozialistischen Bürokratie. Akribisch dokumentierten die Täter Deportationen, Einlieferungen, Krankheitsfälle und den Tod in den Konzentrationslagern. Listen haben aber auch die Alliierten angelegt, vor allem, als es um die Registrierung, Versorgung, Emigration oder Repatriierung der Displaced Persons (DPs) sowie die Aktivitäten des Kindersuchdienstes nach 1945 ging.
Außerdem befinden sich in den Sammmlungen der Arolsen Archives Dokumente zu einzelnen Personen. In der NS-Zeit waren das zum Beispiel Häftlingspersonalkarten aus den Konzentrationslagern oder Registrierungskarten von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern. Aus der Nachkriegszeit verwahrt unser Archiv zum Beispiel die Fragebögen der International Refugee Organization (IRO), die ausgefüllt werden mussten, um Unterstützung zu erhalten. Hinzu kommen die jeweils einem Namen zugeordneten Korrespondenzakten der Arolsen Archives, die aus den Anfragen und Suchaufträgen entstanden sind. Überlebende und Angehörige schildern darin weitere Einzelheiten zu Schicksalswegen.
Ausgangspunkt aller Personenrecherchen ist die digitalisierte Version der Zentralen Namenkartei (ZNK), die Hinweise zu ungefähr 17,5 Millionen Menschen enthält. Für jede Namensnennung auf einem Dokument erstellten die Mitarbeiter*innen eine Karte. Unter den jeweiligen Namen sind entsprechend alle Karten mit Hinweisen zu Dokumenten zu finden.
Das Archiv und seine Datenbestände bieten zudem große Möglichkeiten für Forschungen, die nicht personenbezogen sind, sondern zum Beispiel orts- oder themenbezogen. Finden Sie hier Informationen über die Forschungspotentiale.
Häufige Fragen
Wir haben Informationen über:
- Jüdische und nichtjüdische NS-Verfolgte,
die in Konzentrationslagern, Ghettos, Arbeitslagern
und Gestapo-Gefängnissen inhaftiert waren
(darunter auch sowjetische Kriegsgefangene und
italienische Militärinternierte). - Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter
des NS-Regimes. - Menschen, die nach 1945 von alliierten Hilfsorganisationen
betreut wurden (Displaced Persons),
sowie Emigranten der Nachkriegszeit.
Nein, prinzipiell nicht. Die Beantwortung von Anfragen ist für alle kostenlos. Nur wenn eine größere Anzahl von digitalen oder Papierdokumenten bereitgestellt wird, können für Anfragende Kosten im Rahmen der Gebührenordnung entstehen. Das gilt jedoch nicht für Angehörige. Sie erhalten immer kostenlos Kopien von allen Dokumenten, die wir im Archiv zu den Familien vorliegen haben.
Obwohl unsere Dokumentenbestände sehr umfangreich sind, stellen sie keine vollständige oder lückenlose Überlieferung dar. Viele Verbrechen, vor allem die Massenmorde in den besetzten Gebieten, wurden kaum dokumentiert. Zudem zerstörten die Nationalsozialisten einen Großteil der Papiere, die Zwangsmaßnahmen, Terror und Morden hätten belegen können. Ein weiterer Teil an Verwaltungsakten und Registraturen von NS-Einrichtungen und Besatzungsverwaltungen ging in den Wirren der letzten Kriegsmonate verloren. Bereits im Januar 1946 wurde damit begonnen, die durch Suchbüros gesammelten Dokumente nach Arolsen zu bringen. Um von zentraler Stelle möglichst umfassend informieren zu können, wurden außerdem gezielt Kopien von interessanten Akten zusammengetragen. Selbstverständlich werten wir auch diese Kopien mit aus. Die Originale blieben zunächst bei deutschen Behörden und anderen Einrichtungen und kamen später, teilweise aber nicht vollständig, in die zuständigen Archive. Deshalb haben auch die Kopien einen historischen Wert.
Die meisten Dokumente entstanden aufgrund mündlicher Angaben und Abschriften und können neben abweichender Schreibweise weitere Fehler enthalten – sowohl absichtliche als auch versehentliche. Eine Besonderheit stellen die Dokumente aus den Konzentrationslagern dar: Todeszeitpunkt und Todesumstände sind grundsätzlich in Frage zu stellen. Die SS gab standardisierte Todesarten an, um ihre Verbrechen zu verschleiern. So vertuschte sie Hinrichtungen und „Euthanasie“ oder die Tatsache, dass Hunger, Krankheiten, Zwangsarbeit und katastrophale hygienische Bedingungen sowie medizinische Versuche zum Tod führten. Auch die Angaben zum Todeszeitpunkt können abweichen: Menschen starben in den KZ-Außenlagern, aber in den Listen der KZ wurde ihr Tod erst einige Tage später eingetragen.
Die wenigsten Angaben in den Dokumenten haben die Betroffenen selbst eingetragen. Fast alle Papiere der Konzentrationslager, Behörden oder Besatzungsverwaltungen basieren auf mündlichen Angaben oder Abschriften. Aufgrund der jeweiligen Sprach- und Schriftkenntnisse des Schreibers kam es so zu verschiedenen Schreibweisen. Auch nach Kriegsende wurden Daten oft nach Gehör erfasst oder von schwer leserlichen Handschriften und Vorlagen abgeschrieben beziehungsweise kopiert. Die Zentrale Namenkartei der Arolsen Archives basiert daher auf einer alphabetisch-phonetischen Sortierung, die auch den Klang der Namen berücksichtigt.
Manchmal haben aber auch die NS-Verfolgten selbst Varianten ihrer Namen oder Geburtsdaten angegeben. So konnte eine angenommene Identität oder das Geburtsdatum entscheidend für das Überleben sein. Nach dem Krieg wurden Namen und Daten oft beibehalten oder dem neuen Lebensziel angepasst.
Diese Ursachen und Hintergründe können wir heute nicht mehr rekonstruieren. Deshalb übertragen wir die Schreibweisen in den Original-Dokumenten auch in unsere Archivdatenbank und ändern sie nicht, denn sie haben historischen Wert.
Zwei Stempel finden sich auf vielen KZ-Dokumenten der Arolsen Archives: der I.T.S. Foto- und der Carded-Stempel. Sie stammen beide aus der Nachkriegszeit. „ITS-Foto Nr. …“ wurde von US-amerikanischen Instanzen auf Dokumente gestempelt, die Anfang der 1950er Jahre fotografiert wurden, um so die Informationen zu sichern. Der Vermerk bedeutet also nur, dass dieses Dokument erfasst wurde. Es bedeutet nicht, dass Fotos der Person erhalten sind.
Den Stempel „Carded“ findet man vor allem bei Namenslisten: Er bedeutet, dass die Liste bei uns in die Zentrale Namenkartei (ZNK) aufgenommen wurde, um darüber später die einzelnen Namen auf einer Liste schnell finden zu können. Diese Tätigkeit nannte man intern „verkarten“, abgeleitet vom englischen Word ‚carded‘. Dabei wurden alle Personen, die auf einem Dokument genannt waren, auf einzelne Karteikärtchen übertragen.
Während und nach dem Zweiten Weltkrieg wurden aufgrund von Papiermangel Papiere häufig mehrfach verwendet. Auf der Rückseite vieler Dokumente befinden sich Vordrucke oder andere Beschriftungen, etwa von Lochkarten. Manchmal wurden Papiere auch auf der Rückseite für eine weitere Person genutzt, sodass sich Angaben zu verschiedenen Menschen auf einem Dokument befinden können.
Alle personenbezogenen Daten, die wir für die Bearbeitung Ihrer Anfrage erheben, speichern und nutzen wir ausschließlich intern. Die Arolsen Archives geben personenbezogene Daten grundsätzlich erst nach Rücksprache beziehungsweise nach Ende einer generellen Schutzfrist von 25 Jahren weiter – das betrifft zurzeit besonders die Dokumentation von Anfragen. Für die Erteilung der Auskünfte greifen wir auf Dokumente aus unserem Archiv sowie auf Kopien anderer Archive zurück, teilweise auch auf Informationen externer Stellen. Für Dokumentenkopien anderer Stellen gelten teilweise Datenschutzbestimmungen anderer Institutionen oder Länder. In diesen Fällen verweisen wir auf die jeweilige Einrichtung.
Bei den Informationen in den Dokumenten der Arolsen Archives handelt es sich überwiegend um personenbezogene und teils sensible Daten. Daher bitten wir alle Antragssteller*innen verantwortungsbewusst und respektvoll mit den Dokumentenkopien und ihren Angaben umzugehen.