Die Arolsen Archives geben Auskünfte über NS-Verfolgte, sichern den Erhalt des Archivs für die nächsten Generationen und nehmen viele weitere wichtige Aufgaben wahr. Unsere Arbeit ist facettenreich und unsere Geschichte bewegt: Schon länger, als es die Bundesrepublik gibt, sind wir fester Bestandteil der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Geschichte und ihrer Auswirkungen im internationalen Kontext.
Schlüsseldaten
219
Mitarbeiter*innen
11
Mitgliedstaaten
30Mio.
historische Dokumente
1948
von den Alliierten gegründet
3Mio.
Korrespondenzakten
Unsere Aufgaben
Von Digitalisierung über Schicksalsklärung bis hin zu Bildungsinitiativen: Als Institution, die eine zentrale Rolle bei der Aufarbeitung der NS-Verfolgung spielt, nehmen wir eine Fülle von Aufgaben wahr. Immer geht es darum, unsere Sammlungen weltweit online zugänglich zu machen und gemeinsam mit Partnern neue Wege der Erinnerung und Vermittlung zu erproben.
Das Archivieren von Originaldokumenten und Dokumentenkopien gehört zur Arbeit der Arolsen Archives seit die Institution 1948 unter dem Namen International Tracing Service (ITS) gegründet wurde. Und es ist bis heute eine unserer zentralen Aufgaben. Inzwischen umfasst unsere Sammlung Dokumente mit Hinweisen zu mehr als 17,5 Millionen Opfern und Überlebenden des NS-Regimes.
Bevor die Dokumente digitalisiert wurden, waren sie vielgenutzte Arbeitsmittel: Recherchieren, Kopieren, Ein- und Auspacken – das alles hinterließ Spuren. Eine unserer zentralen Aufgaben ist daher die Restaurierung der teils stark beanspruchten Originale, um das UNESCO-Weltdokumentenerbe zu sichern. Dazu gehört zum Beispiel das Entsäuern des Papiers, das archivgerechte Verpacken und das Pflegen des sogenannten Schadenkatasters, mit dem erfasst wird, welche Dokumente wie dringend vor weiterem Verfall zu schützen sind.
Um die vielen Millionen Dokumente unseres Archivs nutzbar zu machen, arbeiten wir fortwährend daran, ihre Inhalte zugänglich zu machen, sie weiter zu kontextualisieren, aufzubereiten und digitale Kopien mit Metadaten anzureichern. Hinzu kommt der Ausbau der Sammlung durch den Erwerb weiterer Dokumente, die wir ebenfalls digitalisieren, indizieren und mit Metadaten versehen.
Ein wichtiger und hilfreicher Baustein unserer Arbeit sind Crowdsourcing-Projekte wie #everynamecounts. Außerdem setzen wir auf KI-Systeme, die sehr nützlich sind, um zum Beispiel die Informationen aus Millionen von Listen zu erfassen, etwa aus Transport- oder Sterbelisten, die in Konzentrationslagern geführt wurden.
Mit unserer historischen und archivarischen Sachkenntnis beschäftigen wir uns täglich damit, die Dokumente in ihrem Entstehungszusammenhang zu erklären: Welche Informationen werden für die wissenschaftliche Forschung benötigt? Und welche Informationen helfen den Nutzerinnen und Nutzern des Online-Archivs weiter? Je mehr Wissen zur Verfügung steht und je tiefer die Dokumente erschlossen sind, umso mehr Forschung ist möglich und umso mehr Informationen können Angehörige einfach online recherchieren.
Bereits 1998 haben wir damit begonnen, die Dokumente der Arolsen Archives papierschonend zu digitalisieren – bis heute sind bereits rund 90 Prozent der Bestände gescannt. Inzwischen nutzen wir dabei neue Technologien, wie etwa künstliche Intelligenz. Die fortschreitende Digitalisierung trägt zum einen dazu bei, die Sammlung zu erhalten, da die fragilen Originale nur noch in Ausnahmefällen benötigt werden. Zum anderen ermöglicht sie es uns, schneller Auskünfte zu geben.
Unser wichtigstes Ziel ist es, allen Menschen über ein umfangreiches Online-Archiv weltweit den Zugang zu den Dokumenten zu ermöglichen. Seit 2019 bauen wir das Online-Archiv immer weiter aus und integrieren – in Partnerschaft mit anderen Archiven und Museen – zusätzliche relevante Sammlungen von Dokumenten, um Recherchen über den Bestand der Arolsen Archives hinaus zu erleichtern.
Die Generation der heute 16-25-Jährigen (Gen Z) interessiert sich stärker für die NS-Zeit als noch die Generation ihrer Eltern und verbindet die Auseinandersetzung damit mit akuten gesellschaftlichen Problemen wie Rassismus und Diskriminierung. Wir begreifen es als essenziellen Teil unseres Auftrags, der jungen Generation einen authentischen Zugang zu Quellen aus diesem oft schwer zu verarbeitenden Kapitel der Geschichte zu eröffnen, ihr Bildungsangebote zu machen und Wege zu zeigen, sich aktiv mit historischen Zusammenhängen auseinanderzusetzen, um sich so eine eigene, faktenbasierte Perspektive auf die NS-Zeit zu erschließen.
Vor dem Hintergrund der Zunahme von Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus müssen die historisch-politische Bildung und die damit verbundene Kompetenzvermittlung neu gedacht werden. Als internationales Zentrum über NS-Verfolgung mit dem weltweit umfassendsten Archiv zu den Opfern und Überlebenden des Nationalsozialismus sehen
wir uns in der Verantwortung, dieser Herausforderung aktiv zu begegnen: Wir wollen attraktive Möglichkeiten bieten, Geschichte und deren Folgen mit innovativen Lernformaten zu vermitteln. Die neue Bildungsinitiative „und heute?“ holt die Jugendlichen in ihrem Alltag ab und orientiert sich an Lern-, Seh- und Nutzungsverhalten junger Menschen.
Die Arolsen Archives sind eine Anlaufstelle für Menschen aus aller Welt, die mehr über NS-Verfolgte erfahren möchten. Eine unserer zentralen Aufgaben ist die Schicksalsklärung. Diesen Service bieten wir kostenlos. Unser Team recherchiert, stellt Kopien von Archivdokumenten zur Verfügung, hilft fachlich bei externen Recherchen und bietet Kontextinformationen zur NS-Verfolgung. Dieser Service steht Angehörigen offen, aber auch Historikerinnen und Historikern, Hobbyforschenden sowie der Presse – und selbstverständlich auch den Menschen, die den NS-Terror noch selbst erlebt und überlebt haben. Obwohl die Wege der Verfolgten oft durch ganz Europa führten und die Aufzeichnungen meist lückenhaft sind, können wir dabei in über 50 Prozent der Fälle Auskunft geben.
Wir nutzen intensiv und innovativ die Möglichkeiten und Mechanismen moderner digitaler Kommunikation, um die Erinnerung an die NS-Opfer zugänglich, sichtbar und lebendig zu machen, zum Beispiel mit Initiativen wie #StolenMemory und #everynamecounts. Ein zentrales Prinzip ist dabei die Partizipation an unseren Projekten, um eine aktive Beschäftigung mit den Schicksalen der Verfolgten und Ermordeten zu fördern. So gewinnen wir die Aufmerksamkeit jüngerer Generationen für unser Tun – und schärfen ihr Bewusstsein für Demokratie und Menschenrechte. Unsere Initiativen werden von vielen Schulen aktiv für Erinnerungsprojekte genutzt.
Mehr Informationen
Um unser Angebot in den während der NS-Verfolgung, der deutschen Besatzung und des 2. Weltkriegs besonders betroffenen Ländern Mittel- und Osteuropas bekannt zu machen, gibt es den Schwerpunkt „Outreach Eastern Europe“ der Arolsen Archives. Der Fokus liegt dabei auf Polen und – sofern es die politische Situation zulässt – auch auf der Ukraine, Belarus sowie der Russischen Föderation. Wir helfen Familien von Opfern dabei, die Schicksale ihrer Angehörigen zu klären und arbeiten mit Partnern vor Ort an Bildungs- und Informationsangeboten. Die Initiative #StolenMemory mit der Suche nach Angehörigen von KZ-Inhaftierten ist ein Schwerpunkt unserer Arbeit in Polen. Dabei unterstützt uns ein großes Team von Freiwilligen. Hier erfahren Sie mehr über den Schwerpunkt.
Mission der Arolsen Archives
Ausgehend von unserer einzigartigen Sammlung über NS-Verfolgte gedenken wir der Opfer und setzen uns zugleich in der heutigen Gesellschaft für historische Wahrheit sowie Respekt, Vielfalt und Demokratie ein.
Leitung und Team
Lernen Sie unsere Direktion und unser Team kennen.

