Kurzporträt

Geschichte dokumentieren als „Schaufenster der Demokratie“

Die Arolsen Archives sind das internationale Zentrum über NS-Verfolgung mit dem weltweit umfassendsten Archiv zu den Opfern und Überlebenden des Nationalsozialismus. Wir bieten einfachen Zugang zu breitem Wissen über NS-Verfolgung, NS-Zwangsarbeit, den Holocaust sowie die Folgen von Diskriminierung, Nationalismus und Rassismus. Unsere Sammlung mit Hinweisen zu rund 17,5 Millionen Menschen gehört zum UNESCO-Weltdokumentenerbe.

NIE WIEDER in 17 Sprachen: Wandgemälde von 1953 im Haupthaus der Arolsen Archives. Bei einer Renovierung in den 1980er Jahren wurde das Fresko entfernt.

Schicksale klären und Vermisste suchen: Das war über Jahrzehnte unsere zentrale Aufgabe. Gleichzeitig haben wir Dokumente zu allen Opfergruppen der nationalsozialistischen Verfolgung zusammengetragen, sodass ein zentrales Archiv über die grausamen Verbrechen entstand. Es enthält Millionen Geschichten über Verfolgung, Flucht, Inhaftierung und Vernichtung, aber auch Zeugnisse von Überleben, Fürsorge und Neuanfang.

Jedes Jahr nutzen hunderttausende von Menschen unser Online-Archiv und recherchieren zu diesen Schicksalen. Und noch heute beantworten wir Jahr für Jahr Anfragen zu rund 20.000 NS-Verfolgten. Familien finden bei uns Antworten, nach denen sie oft lange gesucht haben.

Unser Engagement für Respekt, Vielfalt und Demokratie

Wichtiger denn je sind heute unsere Angebote für Forschung und Bildung, um das Wissen über die Nazi-Verbrechen in die heutige Gesellschaft zu bringen. Als internationales Zentrum über NS-Verfolgung sehen wir es als unsere Aufgabe, zu Debatten rund um Erinnerung und Aufarbeitung der NS-Zeit, Antisemitismus, politische Verfolgung und Rassismus beizutragen.

Um unseren Aufgaben gerecht zu werden, besteht eine internationale Zusammenarbeit mit Gedenkstätten, Archiven, Forschungsinstitutionen und politischen Organisationen. Diese Netzwerke bauen wir immer weiter aus. Neben vielen projektorientierten Partnerschaften engagieren wir uns seit vielen Jahren in der European Holocaust Research Infrastructure (EHRI) sowie als permanenter internationaler Partner in der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA).

Die Arolsen Archives wurden von 1943 bis 1948 unter dem Namen „International Tracing Service“ von den Alliierten und der Hilfs- und Wiederaufbauverwaltung der Vereinten Nationen (UNRRA) aufgebaut. Sie sollten zunächst vor allem NS-Opfer zu dokumentieren und Überlebenden Hilfe zu leisten. 1952 bezeichnete der damalige Leiter die Institution, die mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag für die europäische Friedensordnung leistete, bereits als „Schaufenster der Demokratie“.

Indem wir uns aufrichtig mit jungen Menschen und ihren Fragen beschäftigen, spielen die Arolsen Archives eine entscheidende Rolle in der Auseinandersetzung mit historischer Wahrheit und demokratischen Werten heute.

Floriane Azoulay, Direktorin

Die rechtliche Basis unserer Arbeit

Rechtliche Basis für die Arolsen Archives ist das Berliner Übereinkommen von 2011, welches das Bonner Abkommen von 1955 ablöste. Das Papier regelt unter anderem die Finanzierung der Arolsen Archives durch das Auswärtige Amt des Bundes. Seit dem 1. Januar 2013 ist das Bundesarchiv der Bundesrepublik Deutschland unser institutioneller Partner.

Der Internationale Ausschuss (IA)

Die Arbeit der Arolsen Archives wird im Sinne der ehemals Verfolgten überwacht. Diese Funktion übernimmt der Internationale Ausschuss (IA), der sich durch Regierungsvertreterinnen und -vertreter der elf Mitgliedstaaten zusammensetzt. Zu diesen gehören Belgien, Frankreich, die Bundesrepublik Deutschland, Griechenland, Israel, Italien, Luxemburg, Niederlande, Polen, das Vereinigte Königreich sowie die Vereinigten Staaten von Amerika. Jeweils ein Jahr lang hat einer der Mitgliedstaaten den Vorsitz – 2025/26 ist das die Republik Italien.

Finanzierung

Die Arolsen Archives werden durch den Bund finanziert, genauer gesagt durch das Auswärtige Amt. 2024 betrug die Fördersumme 18,3 Millionen Euro. Die Institution kann zudem Mittel aus öffentlichen oder privaten Quellen einwerben und annehmen.

Direktion

Floriane Azoulay ist die Direktorin der Arolsen Archives. Die Menschenrechtsexpertin aus Frankreich wurde 2016 vom Internationalen Ausschuss (IA) zur Leiterin der Institution ernannt. Steffen Baumheier ist seit 2017 Stellvertretender Direktor.

Digital oder vor Ort: Interessante Angebote sollen die Gen Z ermutigen, sich mit der NS-Verfolgung auseinanderzusetzen, aber auch mit Themen wie Rassismus und Antisemitismus heute.

Virtuelle Rundgänge

2028 soll das neue Archivgebäude fertig sein. Es wird Besucherinnen und Besuchern Einblicke in die Sammlung geben. Bis es so weit ist, laden wir Sie zu einem virtuellen Rundgang durch unsere temporär genutzten Archivgebäude ein. Dabei öffnen wir auch Schubläden und Akten, um Ihnen einige Dokumente zu zeigen.

Zeitstrahl

Unsere Entwicklung der letzten acht Jahrzehnte, kurzgefasst in Zahlen und Fakten

Fotograf: Gollhardt 2014