Die Dokumente der Arolsen Archives müssen sicher und geschützt vor äußeren Einflüssen aufbewahrt werden. Aber ihr Inhalt, die Geschichten von Millionen NS-Verfolgten, interessieren Menschen weltweit. Denn nur wenn sie Angehörige, Forscher*innen und Interessierte aller Generationen erreichen, erweitern sie unser Wissen und tragen zu einer offenen Gesellschaft bei. Deshalb werden wir aktiv und suchen Kooperationen für eine bessere Nutzung und eine größere Bekanntheit des Archivs.

Login zu den Arolsen Archives

Ein großer Sprung war 2018 die Einführung von Remote Access. Die Software erlaubt Zugriff auf das gesamte digitale Archiv, das sonst nur Mitarbeiter*innen oder Besucher*innen innerhalb des Netzwerks der Arolsen Archives nutzen können. Als erster Partner erhielt das Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau den Login. Die Gedenkstätte hat bislang nur Informationen zu gut der Hälfte der etwa 400.000 registrierten KZ-Häftlinge. Sie ist besonders daran interessiert, Verfolgungsschicksale von Auschwitzhäftlingen mit Hilfe des Fernzugriffs zu ergänzen. Im Rahmen des Projekts bekommen die Arolsen Archives im Gegenzug die ermittelten Daten sowie hochwertige Scans der Originale in Auschwitz. Beide Institutionen veröffentlichen am Ende der Kooperation nach zwei Jahren ihre Ergebnisse auf ihrer Website und erstellen eine gemeinsame Publikation.

»Mit Remote Access haben wir dem Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau Zugang zu unserer kompletten Datenbank erteilt. Wir haben das Projekt so gestaltet, dass beide Seiten einen Nutzen davon haben. Wir planen definitiv weitere Kooperationen – immer auch im Sinne unseres Archivs: zur verbesserten Erschließung oder Erweiterung durch andere Dokumente und Verknüpfungen.«

Christian Groh, Archivleiter der Arolsen Archives

Häftlingskarte und Transportliste aus dem Konzentrationslager Auschwitz.

Achim Link im Gespräch mit Yad Vashem

Was bringt Remote Access?

Achim Link: Es brauchen nicht mehr alle nach Bad Arolsen zu kommen für Recherchen in der kompletten Datenbank, die im Vergleich zum Online-Archiv auch erweiterte Recherche-Funktionen vorhält. Und wir können den Zugang beliebig erweitern mit der einmal eingerichteten Software.

Wer ist Zielgruppe?

Achim Link: Vor allem Institutionen und deren Nutzerkreise, eventuell auch Schul- oder Unigruppen mit Projekten. Natürlich setzen wir zuvor Verträge auf, die Nutzung, Zitation und ähnliches regeln. Komfortabel wäre die Technik auch für unsere elf Partnernationen anstelle der jährlich aktualisierten Datenbank-Kopie.

War 2018 damit ein Fortschritt für die digitale Strategie?

Achim Link: Ja, auch wegen Text- und Formularerkennung bei der Indizierung, der angelaufenen Verknüpfung von Ortsnamen mit Geodaten in Beständen oder des neuen digitalen Workflows. Aber das alles braucht das weltgrößte Archiv zu NS-Opfern auch ganz einfach. Wir müssen noch viel weitergehen: uns mehr mit Institutionen vernetzen, interaktiv mit Nutzer*innen austauschen und online attraktiver werden.

Achim Link, Abteilungsleiter PRO+

Recherche im Online-Archiv

Know-How ins Haus holen

Wie stellt man einen heterogenen Bestand mit rund 10 Millionen gescannten Dokumenten online? Bisher beauftragten die Arolsen Archives externe Dienstleister, um ihre Dokumente im Online-Archiv nutzerfreundlich und sinnvoll zu präsentieren. Für die Veröffentlichung eines Kernbestands aus fast allen Konzentrationslagern und Ghettos setzen sie nun auf eine Kooperation mit der Gedenkstätte Yad Vashem. Das hat Vorteile:

  • Mussten früher die Daten zu externen Firmen exportiert werden, so hatte Yad Vashem bereits zuvor eine eigene Kopie und kennt sich im Bestand aus.
  • Die bereits bestehende Struktur der Partner-Datenbank konnten die Spezialist*innen übernehmen, sodass sie lediglich die Nutzeroberfläche anpassen mussten.
  • Die Gedenkstätte ist mit dem Thema der Arolsen Archives bestens vertraut – beide stehen hinter gemeinsamen Zielen

Die Zusammenarbeit trägt somit dazu bei, diesen großen und anspruchsvollen Bestand 1.1 schneller, unkomplizierter und günstiger ins Internet zu stellen. 

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