Stefanias Spuren verlieren sich in Deutschland, nachdem sie dort Zwangsarbeit leisten musste. Der amerikanische Historiker Michael Eversole entdeckte Stefanias Werksausweis auf einer Auktion zu Dokumenten des Zweiten Weltkriegs. Gerne möchte er den Ausweis an Verwandte von Stefania zurückgeben. „Ich finde es wichtig, nach den Angehörigen zu suchen. Ein Dokument wie dieses, mit einem Foto, könnte sehr wichtig für die Familie sein.“  In unserem Archiv gibt es nur wenige Unterlagen über Stefania Ciechanska aus dem Jahr 1944. Was passierte danach mit ihr?

Stefania Ciechanska wurde am 6. März 1924 im polnischen Łódź geboren. Wir wissen, dass sie im Sommer 1944 bei der Mechanische Werkstätten G.m.b.H Ulm/Donau registriert war. Eine der Produktionsstätten dieses Werkes gab es ursprünglich in Łódź und wurde im August 1944 nach Ulm verlegt. Die polnische Belegschaft musste mit nach Ulm übersiedeln. Der Firmenname Mechanische Werkstätten G.m.b.H war nur ein Tarnname, denn eigentlich handelte es sich hier um das Röhrenwerk von Telefunken, das im Frühsommer 1944 in der Ulmer Wilhelmsburg errichtet wurde.

Das Röhrenwerk war der größte Zwangsarbeiter*innen-Betrieb in Ulm. Dort herrschten sehr schlechte Lebensverhältnisse, unter denen die Zwangsarbeiter*innen wie Stefania täglich litten. Ab dem 24. April 1945 war die Wilhelmsburg Lager für Displaced Persons und die ehemaligen Zwangsarbeiter*innen kehrten nach und nach zu ihren Familien nach Polen zurück. Über Stefanias weiteren Lebensweg und ihre Familie ist nichts bekannt.

 

 

Auf einen Blick: Stefania Ciechanska

  • Geboren am:  6. März 1924 in Łódź, Polen
  • Beruf: „Arbeiterin“
  • August bis 22. September 1944 bei der Mechanische Werkstätten G.m.b.H Ulm/Donau, Baden-Württemberg als Zwangsarbeiterin registriert
  • Letzte Adresse: Prittwitzstraße 90, Ulm
  • Werksausweis wurde bei einer Auktion in Dunedin, Florida, USA gefunden.


Der  Werksausweis von Stefania Ciechanska.

 

Interview mit Michael Eversole

 

Herr Eversole, Sie haben uns über Facebook kontaktiert und uns um Hilfe auf der Suche nach Stefania Ciechanska gebeten. Warum sind Sie auf der Suche nach ihr und ihren Angehörigen?

Ich bin Historiker in einem kleinen Militärmuseum und wir bekommen oft Spenden von Familien von Kriegsveteranen des Zweiten Weltkriegs. Wenn ich solche Dokumente, wie Stefanias Werksausweis, finde, denke ich, dass es wichtig ist, Angehörige zu finden.

Es passiert so oft, dass sich von ehemaligen Verfolgten und Überlebenden des Nationalsozialismus nach dem Krieg jede Spur verlor. Ich mag den Gedanken, dass solch ein Dokument, insbesondere mit einem Foto, den Angehörigen dabei helfen kann, mit den offenen Fragen abzuschließen.

Warum haben Sie sich dazu entschieden, für die Suche die Arolsen Archives zu kontaktieren?

Zunächst hatte ich die polnische Botschaft in Washington DC. kontaktiert, bekam aber von dort keine große Resonanz. So fand ich über meine Internetrecherche die Arolsen Archives. Nachdem ich mir die Website angesehen hatte, dachte ich mir, dass Sie der perfekte Ansprechpartner für mein Anliegen sein könnten.

Das Dokument, um das es geht, ist ein „Werksausweis“ der der Mechanische Werkstätten G.m.b.H Ulm/Donau aus dem Jahr 1944. Stefania Ciechanska musste dort Zwangsarbeit leisten. Wie kam der Ausweis in Ihre Hände?

Ich habe dieses Dokument bei einer Auktion von Dokumenten aus dem Zweiten Weltkrieg erstanden. Ich habe darauf geboten, mit dem Gedanken, es an die Besitzerin zurückzugeben. Ich finde nicht, dass diese Dinge in private Sammlungen gehören.

Was erwarten Sie von der Rückgabe und warum denken Sie, dass es wichtig ist, solche Erinnerungsstücke den Angehörigen zurückzugeben?

Ich persönlich erwarte nichts. Ich tue das, weil solche Dinge nicht in privaten Sammlungen sein sollten und nur in Museen aufbewahrt werden sollten, wenn sie sonst niemand haben möchte oder keine Familie mehr existiert. In Stefanias Fall hat ihre Familie vielleicht noch nie ein Foto von ihr gesehen und weiß vielleicht nichts über ihr Schicksal. In der Vergangenheit habe ich bereits andere Dokumente zurückgegeben, wie zum Beispiel Todeskarten deutscher Soldaten. Mit der Arbeit an einigen anderen Dokumenten werde ich bald beginnen.

 

Helfen Sie uns!

Sie kannten Stefania Ciechanska oder haben Informationen über ihren Lebensweg und ihre Aufenthaltsorte, insbesondere nach 1944? Dann schreiben Sie uns gerne eine E-Mail an pr@arolsen-archives.org. Teilen Sie diesen Beitrag mit ihren Freunden, damit noch mehr Menschen bei der Suche helfen können.

Jetzt Spenden
Mehr erfahren