Bilder, Postkarten, Aufkleber – rund 15.000 Gegenstände zum Antisemitismus in Deutschland hat der Holocaust-Überlebende Wolfgang Haney gesammelt. Nach seinem Tod im Jahr 2017 hat das Deutsche Historische Museum in Berlin seine Sammlung erworben. Ein Teil davon ging nun an die Arolsen Archives, mit der Aufgabe, die Dokumente ins Online-Archiv zu integrieren.

Wolfgang Haney wurde 1924 als Sohn eines katholischen Vaters und einer jüdischen Mutter in Berlin geboren. Die Nationalsozialisten verfolgten ihn als sogenannten „Mischling 1. Grades“. Seine Mutter konnte überleben, weil sie sich in einem Wald nahe Berlin versteckte. Ihren Bruder ermordeten die Nazis in Auschwitz. Auch weitere Mitglieder der Familie fielen dem Holocaust zum Opfer.

 

Lebenswerk

Viele Jahrzehnte seines Lebens widmete Haney dem Aufbau seiner Sammlung. Sie umfasst Materialien zum Antisemitismus auch aus der Zeit vor 1933 sowie zu Konzentrationslagern und Ghettos und reicht hin bis zum Rechtsextremismus nach 1945. Zudem veröffentlichte er mehrere Bücher über die Verfolgung der Juden und Jüdinnen während des Nationalsozialismus.

 

„Mein Wunsch und Ziel ist es, die deutsche Bevölkerung, insbesondere die Jugend, zu informieren und den Menschen zu erklären, dass das, was die Nazis getan haben, eine unvorstellbare Katastrophe für Deutschland war“, sagte Haney 2015 als Preisträger des Obermayer Awards.

 

»In der Schule erzählen die Lehrer den Schülern zwar etwas über die NS-Zeit, aber sie sind trotzdem nicht gut informiert. Es ist wichtig, dass sie erfahren, was damals passierte.«

Wolfgang Haney

 

Individuell und persönlich

Für die Arolsen Archives sind die Gegenstände und Dokumente aus Haneys Sammlung etwas Besonderes:

„Es ist schön, dass wir Artefakte aus der Sammlung von Wolfgang Haney in unserem Online-Archiv dokumentieren und zeigen können. Darunter sind persönliche Dokumente wie Postkarten, Briefe aus Konzentrationslagern oder auch Ghettos, die bisher in unserem Archiv nur selten vorhanden sind“, sagt Giora Zwilling, stellvertretender Archivleiter der Arolsen Archives.

Monika Grütters (Staatsministerin für Kultur und Medien bis November 2021) weist zudem daraufhin, wie wertvoll diese Sammlung für die Erforschung des Antisemitismus ist, auch um daraus für heute zu lernen: „Die Sammlung Haney enthält historisch einzigartige Zeugnisse, die auf beklemmende Weise nationalsozialistische Menschheitsverbrechen und die schrittweise Eskalation des rassistischen Terrorsystems nachzeichnen. Die Sammlung ist so ein wertvolles Konvolut zur Erforschung des Antisemitismus, der uns auch aktuell wieder herausfordert. Wenn wir aus den Erfahrungen der Vergangenheit für die Gegenwart und die Zukunft lernen, ist dies auch Ausdruck unserer Wertschätzung und Sorge für die Demokratie.“

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