Die Lebensschicksale von Kindern in der NS-Zeit sowie der frühen Nachkriegszeit sind in den Akten des Child Search Branch eindrucksvoll dokumentiert. Im Rahmen der Ausstellung »„Wohin sollten wir nach der Befreiung?“ Zwischenstationen: Displaced Persons nach 1945« liest die Schauspielerin Patricia Litten aus diesen Akten. Es wird auch um jüdische Kinder und Jugendliche gehen, die im KZ Buchenwald oder deren Außenlagern waren. Anhand von Briefen wird zudem das Schicksal eines jüdischen Jungen vorgestellt, dem ein amerikanischer Kriegsfotograf zu einem besseren Leben verhelfen wollte.

Der Child Search Branch war von der alliierten Hilfsorganisation UNRRA (United Nations Relief and Rehabilitation Administration) gegründet worden, als sich zeigte, wie groß die Zahl verschleppter Kinder in Europa nach 1945 war. Es wurden Kinderzentren für die jungen Überlebenden eingerichtet, die nach dem Krieg verwaist, traumatisiert und heimatlos waren. Neben der Versorgung ging es zunächst vor allem um die Suche nach Angehörigen.

Willem Huyssoon, Mitarbeiter des Child Search Branch, schrieb 1946: „(…) das ist unsere Arbeit, unsere Aufgabe, eine große, wichtige Aufgabe, weil wir das Gefühl haben, diese Menschen zu retten und damit unseren Teil zu der Gesundung und Wiederherstellung von Kindern [beitragen].“

Im Wechsel mit der Lesung stehen jiddische und russische Lieder auf dem Programm, die der Frankfurter Musiker und Liedermacher Daniel Kempin vortragen wird. Er stellt darin unter anderem Besonderheiten des jüdischen Lebens dar.

Die Kinder-Akten werden im Archiv des International Tracing Service (ITS) bewahrt und wurden von Dr. Susanne Urban für diesen Abend ausgewählt. Die Historikerin, die eine kurze Einführung in das Thema geben wird, ist die Kuratorin der Ausstellung „Wohin sollten wir nach der Befreiung?“ und beim ITS Leiterin der Forschung und Bildung.

Rahmenprogramm der Ausstellung „Wohin sollten wir nach der Befreiung?“

„Ich bin alleine in Europa“
Lesung von Patricia Litten und Jiddische Lieder von Daniel Kempin
Mit einer Einführung von Dr. Susanne Urban, Kuratorin der Ausstellung und Leiterin Forschung und Bildung beim International Tracing Service (ITS).
Donnerstag, 12. März 2015; 18.00 Uhr
Stadtmuseum Weimar, Karl-Liebknecht-Straße 5-9, 99423 Weimar

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