Die ITS-Ausstellung "‘Wohin sollten wir nach der Befreiung?‘ Zwischenstationen - Displaced Persons nach 1945“ wurde im Hessischen Staatsarchiv Darmstadt eröffnet. Es ist die mittlerweile sechste Station der Ausstellung, die noch bis zum 24. Oktober 2016 in Darmstadt zu sehen sein wird. Sie widmet sich dem Schicksal der über zehn Millionen Displaced Persons (DPs), die 1945 von den Alliierten unter anderem aus Konzentrationslagern oder Zwangsarbeit befreit wurden.

Über 70 Interessierte fanden zur Ausstellungseröffnung den Weg in das „Haus der Geschichte“ am Karolinenplatz, darunter der Vizekonsul der Republik Polen Przemysław Gembiak. Der Leiter des Staatsarchivs, Dr. Johannes Kistenich-Zerfaß, betonte in seinem Grußwort, die Ausstellung zeige eindrucksvoll den Weg der Menschen „aus dem Status eines zur Lager-Nummer herabgewürdigten Objekts zur Selbstbestimmtheit, zur Menschenwürde und zur Individualität“. Dennoch hätten die Menschen auch nach dem Ende des NS-Regimes Erfahrungen von Missgunst, Ressentiments und Antisemitismus machen müssen.

Die Kuratorin der Ausstellung, Dr. Susanne Urban, Geschäftsführerin des Vereins SchUM-Städte und ehemalige Leiterin der Abteilung Bildung und Forschung beim ITS, räumte ein, dass die Annäherung an die Welt der DPs sie „verändert, bewegt und vor allem bereichert“ habe. Sie dankte ausdrücklich allen Zeitzeugen, die ihre Geschichten für die Ausstellung offenbart hatten. „Viele Überlebende balancieren wie auf einem Seil, getrieben vom Lebensmut und verfolgt von unstillbarer Trauer, unter ihnen den Abgrund der Erinnerungen“.

Dr. Holger Köhn vom Büro für Erinnerungskultur hielt anschließend den Eröffnungsvortrag „Displaced Persons nach 1945 – Leben im Transit. Zwischenstationen in Südhessen“, in dem er vier hessische DP-Lager näher vorstellte. Eindrücklich schilderte Köhn das Spannungsfeld zwischen Einheimischen und DPs´, ließ aber auch die gegenseitigen Handelsbeziehungen, sei es am Schwarzmarkt, in der Haushaltshilfe oder bei der Bestellung der Gärten, nicht unerwähnt. Nach der Emigration der meisten DPs sei das Thema weitgehend in Vergessenheit geraten. „Ich freue mich, dass die Ausstellung des ITS in Darmstadt angekommen ist. Sie wird helfen, die Geschichte der DPs aus dem Gedächtnisloch herauszuholen“, so Köhn.

Studierende der Technischen Universität Darmstadt haben die Ausstellung des ITS durch vier Vitrinen ergänzt, in dem sie weitere regionale und lokale Bezüge des Themas erarbeiteten. „Es war ein interessantes Projekt“, sagte Student David Görlitz. „Es hat uns gezeigt, wie wir als Lehrer später unseren Schülern ein Archiv näher bringen können.“ Ein attraktives wissenschaftlich-pädagogisches Rahmenprogramm eröffnet weitere multiperspektivische Zugänge zur Thematik. Das Team Archiv- und Museumspädagogik Darmstadt bildet in den kommenden Wochen SchülerGuides aus, die selbst Führungen durch die Ausstellung gestalten.

Zeitraum: 1. September bis 24. Oktober 2016
Ort: Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Karolinenplatz 3, 64289 Darmstadt
Öffnungszeiten: Montag, 9:00 Uhr bis 19:30 Uhr, Dienstag bis Donnerstag, 9:00 Uhr bis 17:30 Uhr, Freitag, 9:00 Uhr bis 15:00 Uhr
Eintritt frei

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