Seit 2016 ist Sir Eric Pickles Sonderbeauftragter der britischen Regierung für Holocaust-Fragen und Vertreter des Vereinigten Königreichs im Internationalen Ausschuss des ITS. Anfang September reiste er nach Bad Arolsen, um sich über die Archivbestände und aktuelle Projekte des ITS zu informieren.

Die Akribie und tödliche Genauigkeit der NS-Bürokratie dokumentiert das Archiv des International Tracing Service (ITS) in der großen Zahl erhaltener Dokumente und zudem in Details. Das bewegte auch Sir Eric Pickels, der im September 2016 zum ersten Mal nach Bad Arolsen reiste und Einblick in die Sammlung des ITS nahm: „Als es kurz vor Ende des Kriegs praktisch nichts mehr gab, die Alliierten näher rückten, führten die Nazis noch immer ihre Akten weiter. Ich habe eben eine Schreibstubenkarte aus dem KZ Dachau gesehen, bei der die Rückseite einer Zigarettenschachtel als Papier diente.“ Besonderes Interesse zeigte der Sonderbeauftragte der britischen Regierung für Holocaust-Fragen und Vertreter des Vereinigten Königreichs im Internationalen Ausschuss des ITS an den Dokumenten zum Konzentrationslager Bergen-Belsen, darunter der Bericht einer britischen Militärangehörigen über die Befreiung des Lagers. „Mit Bergen-Belsen fühlen wir Briten uns emotional sehr verbunden“, so Sir Eric. Kriegsreporter hatten die Ermordeten und geschwächten Überlebenden bei der Befreiung durch die britische Armee gefilmt. Diese Bilder brannten sich in das nationale Gedächtnis ein.

Sir Eric nutzte bei seinem Besuch zudem die Gelegenheit sich mit ITS-Direktorin Floriane Hohenberg und den Abteilungsleitern über aktuelle und zukünftige Aufgaben des Archivs und Dokumentationszentrum auszutauschen. Er sieht an der Schnittstelle zwischen seinen beiden Aufgaben interessante Ansätze für eine Zusammenarbeit: „In London wird ein neues Holocaust-Mahnmal gebaut, dem ein Informationszentrum über die NS-Verbrechen angeschlossen sein wird. Bei einer Reihe von Projekten kann ich mir dabei eine Kooperation mit dem ITS vorstellen.“ Sir Eric betonte bei seinem Besuch, dass die neue Premierministerin Theresa May sehr sensibilisiert dafür sei, das Gedenken an die Opfer des Holocaust wachzuhalten, auch vor dem Hintergrund eines wachsenden Antisemitismus und Neofaschismus. „Wenige Momente nach ihrer Nominierung zur Nachfolge von David Cameron hat Theresa May ein Versprechen unterschrieben und sich dem Erinnern an den Holocaust verpflichtet.“

Floriane Hohenberg begrüßte das Interesse Sir Erics, den ITS bei seiner Entwicklung zu begleiten und zu unterstützen. Sie informierte über die Planung des Archivneubaus sowie die nächsten Schritte zur Umsetzung des Zielsystems, anhand dessen der ITS bis 2020 sein Potenzial besser ausschöpfen soll. Sir Eric sieht eine Vielzahl von Aufgaben für die Zukunft: „An erster Stelle steht die Digitalisierung der Dokumente und zugleich deren Konservierung und sachgerechte Lagerung, um dieses Denkmal aus Papier für zukünftige Generationen zu erhalten. Die Integration der digitalisierten Akten in weltweit nutzbaren Datenbanken ist wichtig, um international die Arbeit mit den Dokumenten zu ermöglichen. Auf der Basis der Dokumente kann der ITS Forschung und Bildung über die NS-Verbrechen unterstützen. Daneben wird die Beantwortung von Anfragen wichtig bleiben, denn auch die dritte und vierte Generation hat Fragen zur Vergangenheit.“

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