#everynamecounts nutzt künstliche Intelligenz, um Informationen über NS-Verfolgte zu finden

Mitarbeitende der Firma Accenture (NYSE: ACN) haben ehrenamtlich eine KI-basierte Lösung für die Arolsen Archives entwickelt. Mithilfe dieser Lösung werden Dokumente über die Opfer nationalsozialistischer Verfolgung 40 mal schneller verfügbar als bisher.

In den Arolsen Archives befindet sich die weltweit größte Sammlung an Dokumenten über die Opfer und Überlebenden des NS-Regimes. Insgesamt bewahrt das Archiv 110 Millionen Dokumente und digitale Objekte auf, von denen ein Teil zum UNESCO Memory of the World-Programm zählt. Eine der primären Aufgaben des Archivs besteht darin, diese Dokumente für all jene verfügbar zu machen, die nach Informationen über das Schicksal von Opfern und Überlebenden, verfolgten Minderheiten und Zwangsarbeit suchen.

Bisher musste jedes archivierte Dokument überprüft und dessen Informationen – wie etwa der Familienname und das Geburtsdatum auf einem Häftlingsregistrierungsformular – händisch in eine Datenbank eingegeben werden. Um diesen Prozess zu erleichtern, rufen die Arolsen Archives unter dem Hashtag #everynamecounts Freiwillige dazu auf, bei der Digitalisierung des Archivs zu unterstützen und die Informationen aus den Dokumenten händisch zu erfassen.

 

Die Bearbeitung der NS-Dokumente dauert sehr lange

Dennoch wird das Übersetzen, Lesen, Transkribieren, Katalogisieren und Validieren dieser Dokumente voraussichtlich Jahrzehnte dauern. Jedes Dokument wird von drei ehrenamtlichen Unterstützer:innen unabhängig voneinander indexiert und, falls die Einträge nicht übereinstimmen, von Mitarbeitenden der Arolsen Archives auf Richtigkeit überprüft. In der Tat können bis zu vier Personen benötigt werden, um vier Dokumente in einer Stunde zu indizieren und zu validieren.

Einer der Freiwilligen ist Ian Lever. Der Mitarbeiter bei Accenture und Mitglied der Jewish Employee Resource Group des Unternehmens richtete gemeinsam mit weiteren Kolleg:innen binnen zehn Wochen eine KI-Lösung ein, mit der vier Personen 160 Dokumente in einer Stunde archivieren können – 40mal mehr als zuvor.

 

Erfassung durch KI schneller und genauer

Gemeinsam mit dem Solutions.KI-Team von Accenture passten die ehrenamtlichen Helfer:innen eine vorhandene Accenture-Lösung für ihre Zwecke an. Die Lösung verwendet optische Zeichenerkennung (optical character recognition – OCR) und maschinelles Lernen. Damit werden besonders mühsam zu indexierende Dokumente, wie Häftlings- und Verlegungslisten mit Dutzenden von Zeilen, Konzentrationslageraufzeichnungen und Suchdokumente, also Anfragen über den Aufenthaltsort und das Schicksal von Familienmitgliedern und Angehörigen, nicht nur schneller, sondern außerdem genauer erfasst. Lediglich für die Überprüfung der einzelnen Dokumente bedarf es einer realen Person.

Die KI mag den Löwenanteil der Arbeit übernehmen, das menschliche Auge bleibt jedoch relevant, um die Genauigkeit des Archivierungsvorgangs zu überprüfen und um die KI lernfähig zu halten. So werden der KI zeitgenössische Informationen, wie etwa handschriftliche Zeichen und Kürzel, über die Korrektur aufgenommener Informationen beigebracht. Die Genauigkeit des Formularfelds „Nachname der Mutter“ hat sich so um zehn Prozent erhöht. Beim Formularfeld „Religion“ liegt sie mittlerweile bei 99 Prozent.

 

1.000 Accenture-Mitarbeitende halfen bei 60.000 Dokumenten

Seit der Implementierung der KI-Lösung im Dezember 2021 konnten mehr als 160.000 Namen von NS-Verfolgungsopfern indexiert, Informationen aus mehr als 18.000 Dokumenten extrahiert und mehr als 60.000 Dokumente in ähnliche Gruppen geclustert werden, um die Identifizierung und Analyse zu verbessern. Rund 1.000 Accenture-Mitarbeitende haben sich bisher freiwillig an dem Projekt beteiligt, wobei Accenture auch die Wartung und Weiterentwicklung der KI-Lösung unterstützt.

„Wir sind stolz darauf, dass unsere Mitarbeitenden dazu beitragen, die Erinnerung an diejenigen wachzuhalten, die unvorstellbares Leid und Schmerz ertragen mussten, und das in einer Zeit, in der Antisemitismus, Rassismus und Ultranationalismus wieder aufflammen“, sagte Svenja Falk, Leiterin Research bei Accenture in Europa.

„Wir sind überwältigt davon, wie viele Freiwillige dabei helfen, unser Archiv zu digitalisieren“, erklärt Floriane Azoulay, Direktorin des Arolsen Archives. „Eine besondere Zusammenarbeit gibt es mit dem Team von Accenture. Es ist großartig, dass eine neue digitale Lösung entwickelt wurde, um den Inhalt von Dokumenten schneller erfassen zu können. Das hilft dabei, dass immer mehr der wichtigen Informationen über die Schicksale der NS-Verfolgten in unserem Online-Archiv zu finden sind.“,

 

Über Accenture

Accenture ist ein weltweit tätiges Beratungsunternehmen, führend in Digitalisierung, Cloud und Security. Wir bringen unsere umfassende Erfahrung und spezialisierten Fähigkeiten in mehr als 40 Branchen ein und bieten Dienstleistungen aus den Bereichen Strategy & Consulting, Interactive, Technology und Operations – gestützt auf das weltweit größte Netzwerk aus Centern für Advanced Technology und Intelligent Operations. Unsere 699.000 Mitarbeitenden arbeiten jeden Tag für Kunden in über 120 Ländern daran, Technologie und menschliche Kreativität zu vereinen. Wir setzen auf Veränderung, um Mehrwert und gemeinsamen Erfolg zu schaffen – für Kunden, Mitarbeitende, Aktionäre, Partner und für die Gemeinschaft.

Pressefoto:
Floriane Azoulay, Direktorin der Arolsen Archives

Fotocredit: Arolsen Archives

 

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