Der Internationale Suchdienst (ITS/International Tracing Service) in Bad Arolsen hat heute eine Liste der noch im Archiv verbliebenen Effekten aus Konzentrationslagern im Internet veröffentlicht. „Unser Ziel ist die Rückgabe einer möglichst hohen Anzahl an Überlebende der NS-Verfolgung und an Familienangehörige“, sagte ITS-Direktor Jean-Luc Blondel. Zurzeit sind im Archiv des ITS noch circa 2.900 Effekten vorhanden, deren Eigentümer namentlich bekannt sind. Sie stammen vorwiegend aus den Konzentrationslagern Neuengamme und Dachau. Dank eines umfangreichen Forschungsprojektes konnten 476 Effekten erstmals den Namen von ehemaligen Häftlingen zugeordnet werden.

Die jetzt erfolgte Veröffentlichung der Effektenliste auf der Website des ITS unter www.its-arolsen.org soll die Kontaktaufnahme und Rückgabe erleichtern. Der ITS baut bei der Rückgabe neben den Überlebenden und Familienangehörigen auf die Unterstützung durch Partnerorganisationen, Opferverbände, Gedenkstätten, Forscher und Journalisten. „Denn häufig können wir nicht sagen, in welchen Ländern die Familien heute leben“, erklärte Blondel.

Die Effekten stammen hauptsächlich aus den Konzentrationslagern Neuengamme (2.400) und Dachau (330). Daneben befinden sich Gegenstände einiger weniger Häftlinge der Gestapo Hamburg (50), aus den Konzentrationslagern Natzweiler und Bergen-Belsen sowie den Durchgangslagern Amersfoort und Compiègne darunter. Bei den Effekten handelt es sich um persönliche Gegenstände, die den KZ-Insassen bei ihrer Einlieferung abgenommen wurden. Dazu zählen vor allem Brieftaschen, Ausweispapiere, Fotos und Briefe. Geld und Wertgegenstände hatten die Nationalsozialisten damals konfisziert. „Die persönlichen Gegenstände haben keinen materiellen, aber einen hohen ideellen Wert“, so Blondel. „In den Familien sind die Erinnerungsstücke aus unserer Sicht am besten aufgehoben.“

Ende 2009 hat der ITS ein umfangreiches Projekt gestartet, um 900 bisher als unbekannt deklarierte Effekten aus dem KZ Neuengamme zu überprüfen. In 476 Fällen konnten erstmals die Eigentümer identifiziert werden, was vor allem anhand hinterlegter Häftlingsnummern möglich war. Aber auch Briefe, Rechnungen oder Krankschreibungen dienten als Grundlage zur Identifizierung. Insgesamt werden im Archiv des ITS noch circa 3.400 Effekten verwahrt. Sie gelangten 1963 über das Verwaltungsamt für Innere Restitution Stadthagen sowie das Bayerische Landesentschädigungsamt München in die Obhut des Suchdienstes. „Die Effekten bestimmten Häftlingsgruppen zuzuordnen, erweist sich als schwierig“, erläuterte Dr. Susanne Urban, Leiterin des Bereichs Forschung beim ITS. „Jüdische Inhaftierte sowie Sinti und Roma sind nur in Ausnahmefällen darunter. Vor allem politisch Verfolgte sind dagegen zahlreich vertreten.“ Die Mehrzahl der einstigen Eigentümer stammte aus Osteuropa.

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