Biografische Weltkarte: Ein neues interaktives Web-Portal zeigt die Schicksale und Verfolgungswege von Displaced Persons
Millionen ehemaliger Zwangsarbeiter und anderer NS-Opfer wurden im Zweiten Weltkrieg entwurzelt. Diese sogenannten “Displaced Persons” (DPs) und ihre Bemühungen, umzusiedeln oder auszuwandern führten nach 1945 zu einer weltweiten Migrationswelle. Das Web-Portal “Transnational Remembrance of Nazi Forced Labor and Migration” zeigt erstmals die Lebenswege ausgewählter DPs auf einer Weltkarte. Zusätzlich werden die Geschichten ihrer Verfolgung und Migration erzählt. Schüler und Studenten können das interaktive Portal nicht nur erkunden, sondern auch mitmachen und ihre eigenen Projekte entwickeln.
„Transnational Remembrance of Nazi Forced Labor and Migration” bringt das Wissen namhafter Forschungs- und Dokumentationseinrichtungen zusammen: Das „NIOD Institute for War, Holocaust and Genocide Studies“, das Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabruck, der „History Workshop Minsk“ und die Arolsen Archives haben das Projekt zusammen gestartet. Es wird von der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft” finanziert.
Die Arolsen Archives haben für das Portal die biografischen Daten von 1 700 Personen beigesteuert, die eine “Application for IRO Assistance” ausgefüllt hatten. Dieser Antrag war notwendig, um von der International Refugee Organization (IRO) als DP anerkannt zu werden. Die Antragsteller sollten ihre eigenen Schicksale und die ihrer Familien beschreiben, Wohnorte angeben sowie Orte, an denen sie inhaftiert waren oder zur Arbeit gezwungen wurden. Auf Basis dieser Informationen bietet das Portal drei verschiedene Möglichkeiten, die Lebenswege der Menschen nachzuvollziehen:
- Eine interaktive Weltkarte mit Filterfunktionen, die biografische Angaben über einzelne Personen oder ganze Gruppen (z.B. DPs, die nach Argentinien ausgewandert sind) visualisiert. Nutzer können Orte oder Zeitspannen auswählen und die Original-Anträge der Menschen an die IRO einsehen.
- Multimediale „Story Maps“ erläutern die Biografien bestimmter Gruppen wie staatenloser DPs.
- Umfangreiche Workshop-Materialien zeigen das Potenzial des Projekts für den Geschichtsunterricht.
“Die ersten Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs bedeuteten für so viele Menschen Veränderung”, sagt Henning Borggräfe, Leiter der Abteilung Forschung und Bildung der Arolsen Archives. „Ihre Biografien machen diesen noch unerforschten Abschnitt der Geschichte persönlich und verständlich. Ein interaktiver Zugang zu ihren Schicksalen im Internet bringt viele Möglichkeiten, insbesondere für die Bildung junger Menschen.“
Schüler und andere Interessierte werden ermutigt, sich an dem Projekt zu beteiligen und ihre eigenen „Story Maps“ auf Basis der Biografien im Portal zu entwickeln. Zudem führt das Portal weiter zum Original-Antrag des jeweiligen DPs im Online-Archiv der Arolsen Archives: Dort können die Nutzer das entsprechende Dokument kommentieren und ihr Wissen beitragen, wenn sie weitere Informationen über die Person haben.