Roland Jahn ist seit 2011 Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU). Digitalisierung, Einsicht in die Dokumente, Unterstützung wissenschaftlicher Projekte und pädagogische Angebote: Viele Aufgaben der BStU sind auch Aufgaben des International Tracing Service (ITS). Der Wert von Originalen im Zeitalter der Digitalisierung ist eines der Themen, zu denen er im Kurzinterview anlässlich der Öffnung des ITS-Archivs vor zehn Jahren Stellung nimmt.

Wie haben Sie die Öffnung des ITS-Archivs wahrgenommen?

Wissen, was war, wem Unrecht widerfahren ist und wer Unrecht begangen hat, das hilft Vergangenheit aufzuarbeiten. Hierzu leistet das ITS-Archiv einen herausragenden Beitrag. Das Archiv ist nicht nur eine zentrale Quelle für die persönliche Schicksalsklärung vieler tausender Menschen, sondern ermöglicht der Nachwelt einen tiefen Einblick in die Menschenrechtsverletzungen des Zweiten Weltkrieges. Einen breiteren Zugang zu den ITS-Dokumenten zu schaffen, ist eine der großen Aufgaben des ITS.

Welche Bedeutung haben Originale aus Ihrer Sicht, wenn es Online-Archive gibt?

Die Online-Archive sind die Brücke zur nächsten Generation und schaffen für Forschung, Medien und Bürger einen zeitgemäßen Zugang. Als Dokumente des Unrechts und der Verfolgung sind Originale mit ihrer Authentizität nicht ersetzbar und ein wichtiger Teil des schriftlichen Erbes Europas. Dieses Erbe mit seinem besonderen Charakter zu erhalten, aber gleichzeitig den Zugang mit modernsten Mitteln zu ermöglichen, das kann der Weg in die Zukunft der Archive sein.

Spielen Archive mit Dokumenten über Verfolgung eine Rolle als Gedenkorte?

Das ITS-Archiv ist mehr als nur ein Archiv, es ermöglicht Gedenken und zeigt in der Massivität seiner Millionen Dokumente das Leid und die bis heute reichenden Folgen der Verbrechen des Zweiten Weltkriegs. Abstrakte Zahlen werden hier ganz konkret, denn hinter jedem Dokument steckt ein menschliches Schicksal.

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