Zwangsarbeit im historischen Kontext und aus einer transnationalen Perspektive: Zu diesem Thema trafen sich im August 2016 junge Bildungsarbeitende aus Deutschland und Südkorea im Berliner Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit. Akim Jah, Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Referat Pädagogik und Bildung des ITS, stellte den ITS, die Dokumentenbestände über Zwangsarbeit und deren Einsatz in der pädagogischen Arbeit vor.

Den Austausch neuer Lehrmethoden zum Thema Zwangsarbeit vor und während des Zweiten Weltkriegs stand im Zentrum des Seminars „Forced Labour during World War II as a Transnational Phenomenon / German-South Korean Seminar for Educators“. Das Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit Schöneweide und die Sogang University, Seoul, veranstalten gemeinsam dieses zweigeteilte Seminar, das Anfang April 2017 in Südkorea fortgesetzt werden wird. Neben didaktischen Fragen ging es um die Erarbeitung eines tieferen Verständnisses von Zwangsarbeit aus transnationalen Perspektiven. Die Veranstaltung soll den 16 Teilnehmenden zudem Anregungen für gemeinsame, länderübergreifende Projekte geben.

Bis zur Kapitulation Nazi-Deutschlands mussten um die 13 Millionen Menschen aus ganz Europa im „Deutschen Reich“ und den besetzten Gebieten Zwangsarbeit leisten. Mit der brutalen und systematischen Ausbeutung der Zwangsarbeiter hielten die Nationalsozialisten die Wirtschaft von der Lebensmittelversorgung bis hin zur Rüstungsproduktion aufrecht. Erst viele Jahrzehnte später begann die öffentliche Auseinandersetzung mit diesem Massenverbrechen und in der Folge die Auszahlung von Entschädigungen für die Opfer. Auch in Südkorea wurde lange über die Verbrechen der japanischen Armee, über Zwangsarbeit und die sogenannten „Trostfrauen“ geschwiegen. Vor und während des Zweiten Weltkriegs waren Tausende Mädchen und junge Frauen in japanische Kriegsbordelle verschleppt und zur Sexarbeit gezwungen worden.

Akim Jah vom International Tracing Service (ITS) war als Referent zum Thema Zwangsarbeit während des Nationalsozialismus eingeladen und stellte den umfangreichen ITS-Archivbestand dazu vor. Im Archiv befinden sich Arbeitsbücher, Krankenakten, Versicherungsunterlagen sowie Angaben von Behörden, Krankenkassen und Arbeitgebern. Der ITS hat bis vor wenigen Jahren gezielt nach solchen Unterlagen recherchiert und diesen Dokumentenbestand vergrößert. Im Rahmen der Entschädigung von Zwangsarbeitern zwischen 2001 und 2007 erhielt der ITS Hunderttausende von Anfragen und stellte aufgrund der Dokumente Bescheinigungen über die Schicksale der Verschleppten und Ausgebeuteten aus. Beispielhafte Dokumente aus dem ITS lernten die Teilnehmenden im anschließenden Workshop kennen. Sie beschäftigen sich anhand von Arbeitsimpulsen mit Unterlagen zu verschiedenen Aspekten von Zwangsarbeit.

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