Anlässlich des internationalen Holocaust-Gedenktags am 27. Januar rufen die Arolsen Archives dazu auf, bei #everynamecounts mitzumachen und starten eine neue Challenge: Ziel ist es, in einer Woche gemeinsam mit Freiwilligen 30.000 Dokumente von Überlebenden der NS-Verfolgung zu digitalisieren. Es geht um Karten aus der sogenannten „Auswandererkartei“ Bremen, die im Staatsarchiv Bremen aufbewahrt wird.

Gab es nach 1945 Möglichkeiten, das Land der Täter zu verlassen? Wo auf der Welt fanden die Überlebenden der NS-Verfolgung und die befreiten Zwangsarbeiter*innen Zuflucht? Und wer waren sie? Die Dokumente aus der „Auswandererkartei“ des Staatsarchivs Bremen, die größtenteils zwischen 1946 und 1952 erstellt wurden, geben Antworten auf diese Fragen. Sie stehen im Zentrum der diesjährigen #everynamecounts Challenge rund um den 27. Januar, dem 79. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau.

Die Challenge startet am Montag, den 22. Januar um 8.00 Uhr mit der Onlinestellung von 30.000 Karteikarten auf der Website.

Mit Tausenden von Freiwilligen soll es dann gelingen, bis Sonntag, den 28. Januar 20.00 Uhr, die Namen und wichtigsten Angaben zu digitalisieren. Es sind Informationen zu überlebenden NS-Verfolgten und -Verschleppten, die nach dem Krieg sehnsüchtig auf ihre Ausreise und die Chance für einen Neustart auf anderen Kontinenten warteten. Die ersten 800 legten im Mai 1946 mit der Marine Flasher in Richtung New York ab.

 

Warum Dokumente der Auswandererkartei?

Der Krieg war vorbei, die Konzentrations- und Zwangsarbeiter*innen-Lager befreit, aber was geschah dann? In der Erinnerung an die NS-Verfolgung klafft eine große Lücke, wenn es um die Menschen geht, die von den Alliierten als Displaced Persons, kurz DPs, bezeichnet wurden. Hundertausende verschleppte Zwangsarbeiter*innen oder Überlebende des Holocaust, der Konzentrationslager und Ghettos konnten oder wollten nicht zurück in ihre Herkunftsländer. Sie lebten in sogenannten DP-Camps und warteten auf die Möglichkeit zu emigrieren. Eine der wichtigsten Emigrationsrouten ging über Bremerhaven. Die letzten Wochen vor der Emigration verbrachten die Menschen in Sammellagern in Bremen. Dort entstanden insgesamt mehr als 500.000 Karteikarten, als Hilfsmittel der Verwaltung.

 

Karteikarte von Rega Rosenberg, die 1946 mit ihrer Tochter von Bremerhaven aus auf der ersten Überfahrt der Marine Flasher in die USA auswanderte. Beide waren Überlebende des KZ Auschwitz-Birkenau. Das Foto zeigt sie bei ihrer Ankunft in New York und stammt aus einem Artikel der Zeitung Aufbau, vom 24. Mai 1946.

 

Wir wollen bei der Challenge 2024 den Blick darauf lenken, vor welchen großen Herausforderungen die Menschen standen, die sich zu einem Neustart in einem fremden Land entschieden. Sie brauchten viel Unterstützung, Hilfe und Menschen, die Verständnis für ihre schwierige Situation hatten. So wie Migrant*innen zu jeder Zeit, auch heute.

Mit der #everynamecounts Challenge wächst das größte digitale Denkmal für die Opfer und Überlebenden der Nazi-Zeit immer weiter. Die Crowdsourcing-Initiative macht es leicht, selbst ein Zeichen für Respekt, Vielfalt und Demokratie zu setzen und aktiv zu werden. Denn die Gründe für Verfolgung sind nicht Geschichte.

Wer mitmachen will, braucht lediglich einen Computer, einen Internetzugang und ein paar Minuten Zeit. Schon kann’s losgehen mit dem Digitalisieren der Namen und Informationen auf den Karteikarten.

 

 

Teilnehmende können nach dem Bearbeiten eines Dokuments das Ergebnis auf Social Media teilen. Wir freuen uns, wenn viele mitmachen und auf @ArolsenArchives verlinken.

 

Die Challenge auf einen Blick

  • 30.000 Dokumenten aus der „Auswandererkartei“ Bremen werden am Montag, den 22. Januar um 8 Uhr online gestellt
  • Freiwillige können bis Sonntag, 28. Januar um 20 Uhr an der Challenge teilnehmen
  • Die Eingabe der Daten erfolgt über ein leicht verständliches, intuitiv nutzbares Tool unter www.everynamecounts.arolsen-archives.org
  • Die Eingabeergebnisse können in den Sozialen Medien geteilt werden
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