Während der Thüringer Erinnerungswoche „#everynamecounts: Erinnerungslücke KZ Ohrdruf“ digitalisieren freiwillige Helfer Dokumente mit insgesamt 20.000 Namen von Häftlingen aus dem KZ Ohrdruf. So helfen sie mit, das weltweit größte digitale Denkmal für die NS-Verfolgten aufzubauen – und erinnern an die Opfer in ihrer Region. Zum Auftakt spendeten die Schüler*innen einer 9. Klasse in Gotha einen ganzen Projekttag für die Aktion.

„Die Erinnerungslücke an das KZ-Außenlager S III in Ohrdruf klafft weit, obgleich dort zahlreiche Menschen umgebracht wurden und es selbst den damaligen General und späteren US-Präsidenten Eisenhower in seinen Lebenserinnerungen beschäftigt hat“, erklärte der Thüringer Minister für Bildung, Jugend und Sport Helmut Holter bei der Eröffnung der Projektwoche am 30.Mai. Gemeinsam mit den Schülern der Klasse 9.1 der Gothaer Arnoldischule bearbeiteten er und einige seiner Kollegen – darunter auch Onno Eckert, Landrat des Landkreises Gotha – Listen aus dem Konzentrationslager auf der Crowdsourcing-Plattform #everynamecounts.

 

Der Thüringer Bildungsminister Helmut Holter bearbeitet mit Evan Vogel (15) einen Datensatz für #everynamecounts. Foto: Susanne Finne-Hoerr

 

Thüringer Erinnerungswoche: Jede*r kann mitmachen

Über 300 Namenslisten mit 20.000 Namen von Häftlingen aus dem KZ Ohrdruf stehen zur Digitalisierung bei #everynamecounts bereit. Schulen, Vereine, Jugendtreffs und Unternehmen sind eingeladen, sich an der Aktion zu beteiligen. Besonders die Schüler*innen profitieren von einem modernen digitalen Bildungsangebot, das sie dazu anregt, über die Bedeutung von Ausgrenzung in unserer heutigen Gesellschaft nachzudenken. Kunstworkshops mit Künstler*innen und unkonventionelle Angebote im öffentlichen Raum ergänzen die Erinnerungswoche.

Hannah (16, links) und Laura (15) digitalisieren Namenslisten aus dem KZ Ohrdruf. Foto: Susanne Finne-Hoerr
Das Gemälde von Manon Grashorn setzt die idyllische Ohrdrufer Landschaft in einen krassen Gegensatz zu den Gräueln des Konzentrationslagers. Foto: Arolsen Archives

Aktive Erinnerung

Beim Projekttag in der Gothaer Arnoldischule näherten sich die Schüler*innen auf ganz unterschiedliche Weise der NS-Verfolgung. Sie machten bei einem Antidiskriminierungs-Workshop mit und digitalisierten Dokumente für #everynamecounts. Die Künstlerin Manon Grashorn lud die Schüler*innen zur Reflexion ein und ermutigte sie dazu, sich anhand eines Gemäldes sinnlich mit der Thematik auseinanderzusetzen. 

Ein umfassendes Thüringer Erinnerungsprojekt 

Schon in den ersten Tagen der Crowdsourcing-Aktion in Thüringen haben die Teilnehmer*innen fast die Hälfte der Namenslisten aus dem KZ Ohrdruf digitalisiert. Die Thüringer Erinnerungswoche ist Teil des Erinnerungsprojekts „Deutsche Erinnerungslücke KZ Ohrdruf“. Sie entstand aus einer Kooperation der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha mit den Arolsen Archives und der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Gefördert wird die Aktion von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie vom Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport.

» Die Erinnerungswoche wirbt für ein Miteinander in Thüringen. Gemeinsam mit den Arolsen Archives führen wir die Zivilgesellschaft an historische Quellen heran und denken gemeinsam über neue Formen von Erinnerungskultur nach. «

Dr. Christoph Mauny, Projektleiter von „#everynamecounts: Erinnerungslücke KZ Ohrdruf“ und Referent für Vermittlung der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha

Das KZ Ohrdruf

Das Außenlager Ohrdruf des KZ Buchenwald (Deckname: S III) war das erste Konzentrationslager, das die Alliierten 1945 befreiten. Sie fanden ein weitgehend geräumtes Lager und zahllose Tote vor, stießen aber auch das erste Mal auf noch lebende Häftlinge. Insgesamt durchliefen etwa 20.000 Häftlinge das Lager unter menschenunwürdigen Zuständen. Die Wissenschaft geht aktuell von etwa 10.000 Toten aus. Die Fotos der US-Armee aus dem befreiten Lager stehen in den USA heute symbolisch für die Nazi-Gräuel, während das KZ Ohrdruf in Deutschland selbst regional weitgehend unbekannt ist. (Foto: NARA)

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