Die Geschichte der Holocaust-Überlebenden Markéta Ledererová möchte ihre Tochter Dascha Sekeris-Abelman erzählen. Die Spurensuche führte die Niederländerin, begleitet von Tochter Jindra Bausewein-Sekeris und Nichte Françoise de Gooijer-van Aalsburg sowie dem Dokumentarfilmer Joshua van’t Hoff, jetzt auch zum International Tracing Service (ITS) nach Bad Arolsen. „Meine Mutter hat nie über die Vergangenheit gesprochen“, sagt die 71-Jährige. Alles fing an mit nur wenigen Seiten Papier, die Markéta Ledererová bei ihrem Tod 1987 hinterlassen hatte. „Inzwischen haben wir einen ganzen Ordner voller Dokumente. Unglaublich, dass es diese Informationen gibt“, freut sich Enkelin Jindra Bausewein-Sekeris. Verschiedene Stationen, Lebensorte und Archive haben die drei Niederländerinnen während ihrer Recherchen bereits besucht und in mehreren Ländern nach Zeitzeugen gesucht. Auch wenn noch einige Details ungeklärt sind, ergibt sich inzwischen doch ein Bild. Markéta Ledererová war am 25. April 1915 in Prag geboren worden. Als die Deutschen im März 1939 die „Rest-Tschechei“ besetzten und sofort mit der Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung begannen, zögerte die damals 24-Jährige nicht lange. Sie ergriff die Flucht und verheimlichte fortan ihre jüdische Herkunft. Die Route führte per Zug von Prag über Hof und Bentheim in Deutschland in die Niederlande. Im Reisepass, der noch im Besitz der Familie ist, geben die Stempel der Behörden die Daten wieder. Am 2. April 1939 erreichte Markéta Ledererová die rettende holländische Grenze bei Oldenzaal. Vier Tage später kam sie in Den Haag an bei „Anna Maria Katan, Sillestr. 196“, wie die Dokumente im Archiv des ITS bestätigen. „Sie wurde von der Familie als Hausmädchen aufgenommen“, erzählt Jindra Bausewein-Sekeris. „Mit der Tochter stehen wir in Kontakt.“ Letztlich habe ihre Großmutter Glück gehabt. „Sie wurde nach ihrer Flucht nicht als Jüdin registriert und hat einen Holländer geheiratet.“ Die Hochzeit, die am 21. September 1940 in 5Leiden stattfand, bewahrte die Emigrantin vor der Ausweisung. Über das Schicksal der übrigen Prager Familie sind im Archiv des ITS nur wenige Dokumente vorhanden. Markéta Ledererovás Mutter Emilie Klingenbergerova, die am 8. Juli 1880 in Poresice geboren worden war, verschleppten die Nationalsozialisten am 12. Mai 1942 von Prag aus ins Ghetto Theresienstadt. Nur wenige Monate später wurde sie mit dem Todestransport vom 26. Oktober 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Der Halbbruder von Markéta Ledererová, Jindrich Klingenberger, war bereits am 11. Februar 1941 im Alter von 31 Jahren in Prag verstorben. „Ein anderes Kind, Rudolf Klingenberger, soll nach Palästina und später in die USA ausgereist sein“, weiß Dascha Sekeris-Abelman. „Meine Mutter muss damals ein schweres Leben gehabt haben – allein auf der Flucht, fern der Familie.“ Die Lebensgeschichte und die Recherchen nach der Herkunft von Mutter und Großmutter wollen ihre Nachkommen nun in einem Dokumentarfilm festhalten.
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