„Befreit, aber nicht frei. Erinnerungen an das Kriegsende 1945 in Oral History-Quellen.“ So lautete das Thema der VII. Summer School der Multimedialen Archive an der Freien Universität Berlin, die in der letzten Augustwoche 2015 stattfand. An dem vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) geförderten Angebot nahmen 20 internationale Nachwuchs-Wissenschaftlerinnen und –Wissenschaftler teil, die einen Arbeitsschwerpunkt auf die Beschäftigung mit Oral History zum Nationalsozialismus und den Erfahrungen der Überlebenden nach 1945 gelegt haben.

Die jungen Forscher stammten überwiegend aus Europa, aber auch Hochschulabsolventen aus den USA, China, Indien und Israel reisten zu dem Programm mit Vorträgen, Diskussionen und Exkursionen an. Die Freie Universität Berlin bietet einen Vollzugang zu den digitalen Archiven der USC Shoah Foundation und der digitalen Sammlung der Association of Jewish Refugees. Hinzu kommen die eigenen Interviews in der Datenbank „Zwangsarbeit Online“. Aus diesem Grund ist „Oral History“ sowie die internationale Vernetzung dazu ein zentrales Arbeitsfeld.

Zwangsarbeit und Displaced Persons

Ausgehend von der Präsentation der Plattform „Zwangsarbeit online“ und Fragen zur Nutzung der dort bereitgestellten knapp 600 Interviews, ging es am zweiten Tag der Summer School um das Thema „Displaced Persons“ (DPs). Dazu war Dr. Susanne Urban eingeladen, Leiterin der Abteilung Forschung und Bildung beim International Tracing Service (ITS) und Kuratorin der DP-Ausstellung „Wohin sollten wir nach der Befreiung“. Sie informierte zunächst über den Dokumentenbestand zu DPs im Archiv des ITS und stieg dann thematisch ein. Sie berichtete, auch anhand etlicher Zeitzeugenzitate, über die Betreuung und den Umgang mit den ehemals NS-Verfolgten sowie den Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern nach 1945.

Dabei ging es auch um die politische Dimension von Repatriierung oder Emigration, um die Suche nach einem Neuanfang und die persönlichen Entscheidungen von DPs. Susanne Urban lobte den interessanten Austausch insbesondere wegen der multinationalen Perspektiven ebenso wie den hohen wissenschaftlichen Standard der Teilnehmenden. Sie nutzte die Chance, das noch nicht hinreichend bekannte Potential des ITS-Archivs für die Forschung zu Themen wie Zwangsarbeit und DPs hervorzuheben.

"
Jetzt Spenden
Mehr erfahren