Die französische Politikerin, Publizistin und Auschwitz-Überlebende Simone Veil ist am 30. Juni 2017 im Alter von 89 Jahren gestorben. Zeit ihres Lebens hatte sie gegen das Vergessen und für ein einiges Europa gekämpft. „Als Voraussetzung für eine freie Zukunft braucht das versöhnte Europa ein dauerhaftes Fundament, das auf zwei Pfeilern beruht: Weitergabe der Erinnerung und Demokratie“, hatte Veil anlässlich der Gedenkstunde des Deutschen Bundestages am 27. Januar 2004 gesagt.

Unter dem Geburtsnamen Jacob wurde Simone Veil am 13. Juli 1927 in Nizza geboren. Im März 1944 erfolgte die Deportation der jüdischen Familie durch die Gestapo. Veil überlebte das KZ- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, wo sie die Häftlingsnummer 78651 trug. Sie, ihre Mutter und ihre Schwester Madeleine mussten auf den Todesmarsch von Auschwitz ins KZ Mittelbau-Dora und von dort ins KZ Bergen-Belsen. Befreit wurden sie und ihre Schwester Madeleine schließlich von der britischen Armee. „Ich war eine namenlose abgezehrte Gestalt, als das Lager von Bergen-Belsen befreit wurde, wohin mich die Willkürherrschaft der Nazis nach Auschwitz verbannt hatte“, erinnerte sich Veil 2004. „Wir hatten das Gefühl, jede Menschlichkeit und jeden Lebensmut verloren zu haben.“

Für ihre Mutter kam die Befreiung zu spät. Sie war im März 1945 gestorben. Auch der Vater und der Bruder sowie weitere Familienangehörige waren ermordet worden. Der ITS verwahrt in seinem Archiv Dokumente über den Verfolgungsweg von Simone Veil. Dazu zählen unter anderem die Deportationsliste von Auschwitz ins KZ Mittelbau-Dora sowie die Befreiungsliste aus dem KZ Bergen-Belsen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges studierte Veil Jura, gehörte französischen Kabinetten als Ministerin an und wurde Abgeordnete im Europäischen Parlament. Von 1979 bis 1982 war sie dessen Präsidentin als erste Frau in diesem Amt. 2004 wandte sie sich vor dem Bundestag an die Jugend: „Vergessen Sie nicht die Vergangenheit! Es ist nun an Ihnen, Europa zu gestalten, ein Europa der Bürgerfreiheiten, das für Frieden und die Achtung der Menschenwürde eintritt.“

Rede vor dem Bundestag am 27. Januar 2004

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