Anfragen zur NS-Verfolgung sind 2023 gestiegen
Im ersten Halbjahr 2023 sind bei den Arolsen Archives bereits über 10.000 Anfragen zu NS-Verfolgten eingegangen. Das ist ein Anstieg von mehr als 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Vor allem aus Israel und Polen kamen mehr Anfragen als in den Jahren zuvor. Auch die Nutzerzahlen der Website und des Online-Archivs sind deutlich höher.
„Während der Pandemie und mit dem Beginn des Kriegs gegen die Ukraine sind unsere Anfragezahlen leicht zurückgegangen“, erklärt Alexander Lommel, Leiter der Tracing-Abteilung. „Aus der Ukraine, Russland und Belarus erhalten wir auch weiterhin weniger Anfragen. Dafür ist das Interesse in vielen europäischen Ländern und in Israel jetzt deutlich gestiegen.“
In Europa wenden sich seit Beginn des Jahres vor allem mehr Menschen aus Polen, Frankreich, Italien und den Niederlanden mit ihren Fragen an die Arolsen Archives. Allein aus Polen kamen bis Ende Juni 2023 mehr als 1.500 Anfragen – das sind fast 50 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2022. Auch in Israel liegt die Zunahme bei fast 50 Prozent.
Mehr Recherchen für NS-Forscher*innen
Unverändert suchen die allermeisten Menschen nach Informationen über Angehörige, die durch das NS-Regime ermordet, verfolgt oder verschleppt wurden. Seit Anfang 2023 ist allerdings auch die Zahl von Historiker*innen gestiegen, die bei den Arolsen Archives recherchieren lassen. Sie interessieren sich weniger für Einzelschicksale von NS-Opfern, sondern vielmehr für Opfergruppen oder Dokumentenbestände zu bestimmten Themengebieten der NS-Verfolgung. Deshalb sind diese Anfragen oft aufwendiger zu bearbeiten.
» Durch die steigende Zahl der Anfragen verlängert sich die Wartezeit. Deshalb sollten alle Interessierten auch das Online-Archiv nutzen. Hier stehen bereits rund 40 Millionen Dokumente zur Verfügung. «
Giora Zwilling, Leiter Digital Transformation and Archives
Mehr Nutzer im Online-Archiv
Im Online-Archiv kann man komfortabel von zuhause aus in den Beständen der Arolsen Archives recherchieren und beispielsweise nach den Namen von NS-Opfern suchen. Hier gibt es Millionen individuelle Unterlagen zu einzelnen Häftlingen aus den Konzentrationslagern, Ghettos, Gefängnissen und anderen NS-Haftanstalten oder auch Listen zu Deportationen. Umfangreich sind auch die Online-Bestände zu Zwangsarbeit und Displaced Persons.
Die Nutzerzahlen des Online-Archivs und der anderen digitalen Angebote der Arolsen Archives sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen, vor allem auch während der Pandemie. Auch 2023 gab es hier wieder einen kräftigen Zuwachs: Im ersten Halbjahr haben schon 340.000 Menschen im Online-Archiv recherchiert –über 30 Prozent mehr als im Vorjahr!
Besuche vor Ort: Jetzt wieder möglich!
Nach den Pandemiejahrenkommen jetzt auch wieder deutlich mehr Menschen nach Bad Arolsen, um vor Ort zu recherchieren oder persönliche Gegenstände von ehemals Verfolgten Angehörigen entgegenzunehmen. Seit Beginn des Jahres besuchten im Vergleich zum Vorjahr mehr als doppelt so viele Angehörige und Privatpersonen die Arolsen Archives. Richtig beeindruckend ist der Zuwachs bei den Forschenden: Im ersten Halbjahr 2022 kamen nur 36 Interessierte nach Bad Arolsen– 2023 waren es schon über 220!