Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee die letzten Überlebenden im Konzentrationslager Auschwitz. Die Soldaten fanden dort noch etwa 7.000 Menschen vor, krank oder sterbend. Mindestens 1,3 Millionen Frauen, Männer und Kinder wurden im Lagerkomplex Auschwitz ermordet – die meisten von ihnen waren jüdisch. 2005 haben die Vereinten Nationen den 27. Januar zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust erklärt.

Gedenken gegen Hass und Ausgrenzung

Wie wichtig es ist, die Erinnerung wachzuhalten und den Menschen zu gedenken, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden, zeigen auch aktuelle Entwicklungen: „Ich beobachte mit Sorge einen steigenden Nationalismus, Antisemitismus und die Diskriminierung von Menschen auf Grund von Herkunft, Religion oder anderer Aspekte ihrer Identität – überall auf der Welt“, sagt ITS-Direktorin Floriane Hohenberg anlässlich des Gedenktags. „Übergriffe finden vielfach statt, in Form von Hassreden im Internet, in Form von Ausgrenzung und durch physische und psychische Gewalt. Heute, 72 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz, dürfen wir nicht vergessen, wie schnell sich Gewalt entwickelt. Wir müssen aus dem unermesslichen Leid der Opfer des Nationalsozialismus lernen und in Bewegung bleiben, zum Schutz von Menschenrechten, Demokratie und Vielfalt.“

Wie kann die Erinnerung nach vielen Jahrzehnten lebendig bleiben? Und wie nähern sich Jugendliche der Geschichte des Holocaust – wenn immer weniger Überlebende persönlich berichten können? Die Dokumente im Archiv des ITS ermöglichen einen Einblick in die vielfältigen Schicksale. Schülerinnen und Schüler können anhand der Quellen Verfolgungswege rekonstruieren. So beispielsweise im Projekt Convoy 77: In dem Projekt recherchieren Jugendliche aus ganz Europa die Biografien der 1.321 Menschen, die mit dem letzten großen Transport vom Durchgangslager Drancy nach Auschwitz deportiert wurden.

Floriane Hohenberg: „Die Bestände des ITS sind eine Chance für heutige und künftige Generationen, den Nationalsozialismus und seine Folgen zu begreifen. Sie lernen über die Auseinandersetzung mit historischen Dokumenten, wozu Hass und Diskriminierung führen können.“

Folgen bis in die Gegenwart

Wie weit die Konsequenzen der NS-Verbrechen in die Gegenwart reichen, zeigen auch die aktuellen Anfrage-Zahlen beim ITS: 15.635 Anfragen hat der ITS im Jahr 2016 erhalten – sie beinhalteten die Suche nach Informationen zu mehr als 24.000 Personen. Mindestens 2.000 der Anträge kamen von Überlebenden selbst; mehr als zwei Dritteln kamen von Angehörigen NS-Verfolgter.

Doch auch viele Forscherinnen und Forscher fragen an. „Die Potenziale für die Erforschung der unterschiedlichen Gruppen von NS-Verfolgten und der räumlichen Dimension der Massenverbrechen sind enorm“, erklärt Hohenberg. Seit 2007 ist das Archiv für die Forschung geöffnet. Um den Zugang zu den Unterlagen zu verbessern, hat der ITS 2015 damit begonnen, erste Teilbestände online zu stellen: digitalcollections.its-arolsen.org

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