Das weltweit umfangreichste Archiv über NS-Verfolgte heißt ab April 2019 Arolsen Archives – International Center on Nazi Persecution. „Der neue Name weist auf unsere neuen Ziele. Wir verstehen das Archiv als unverzichtbare Wissensquelle für die heutige Gesellschaft und werden mehr Menschen und vor allem jüngere Generationen ansprechen,“ sagt Direktorin Floriane Azoulay.

Das Wissen über den Holocaust und die NS-Diktatur schwindet. Gleichzeitig steigt die Anfälligkeit, Populisten zu folgen, die rechte Ideologien verbreiten. „In der heutigen Gesellschaft nimmt Intoleranz zu und wird in vielen Ländern sogar von politischen Parteien befördert“, erklärt Floriane Azoulay. „Wenn immer mehr Teile der Gesellschaft keinen Bezug zur nationalsozialistischen Verfolgung haben, müssen wir aktiv werden und Angebote schaffen, die Herz und Kopf erreichen.“

Der neue Name und ein moderner Auftritt sind der Rahmen, um mit Projekten, Ausstellungen und Bildungsangeboten mehr Menschen anzusprechen und über die Folgen von Antisemitismus, Diskriminierung und Rassenhass zu informieren. Die Basis dafür ist die Sammlung mit Dokumenten zu allen Opfergruppen des Hitler-Regimes, die in ihrer Bedeutung einzigartig ist. Deshalb gehört das Archiv mit Hinweisen zu rund 17,5 Millionen Menschen zum UNESCO Weltdokumentenerbe.

Über einen Zeitraum von 70 Jahren war die von den Alliierten gegründete Einrichtung als Internationaler Suchdienst / International Tracing Service aktiv. „Wir haben immer wieder die Erfahrung gemacht, dass der historische Name den Menschen nichts sagt und auch nicht im Gedächtnis bleibt“, erläutert Floriane Azoulay die Gründe für die Umbenennung. Dass die Institution in Israel und in den USA von Überlebenden der NS-Verfolgung und Angehörigen immer schon „Arolsen“ genannt wurde, war ein wichtiges Argument für den neuen Namen: Arolsen Archives – International Center on Nazi Persecution.

Wenn die neue Website der Arolsen Archives im April 2019 an den Start geht, wird gleichzeitig die Sammlung von Dokumenten aus Konzentrationslagern und Ghettos im Online-Archiv veröffentlicht. Dann können Menschen weltweit von Zuhause aus in insgesamt acht Millionen Dokumenten recherchieren. Für Floriane Azoulay sind das wichtige Meilensteine: „Es ist uns ein besonderes Anliegen, den Zugang zum Archiv zu erleichtern. Darum dreht sich künftig alles. Denn individuelle Schicksale von NS-Verfolgten machen die Vergangenheit nachvollziehbar und holen Geschichte aus den Büchern in unser Leben.“

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