Hunderttausende Männer, Frauen und Kinder wurden von den Nationalsozialisten zwischen 1938 und 1945 aus dem Deutschen Reich in Ghettos und Lager verschleppt. Die Deportationen fanden überall statt, am helllichten Tag und für alle sichtbar. Und doch sind bisher nur wenige Fotos bekannt. In einer groß angelegten Kampagne sucht die Initiative #LastSeen. Bilder der NS-Deportationen weltweit nach weiteren Bildern und Informationen dazu. Jede und jeder kann mithelfen.

Am 20. April 1941 wurden fast 1.000 Jüdinnen und Juden von München nach Kaunas in Litauen verschleppt und ermordet. 14 Fotografien sind von dieser Deportation überliefert – eine seltene Ausnahme. Obwohl Kameras Ende der 1930er Jahre verbreitet und Filme erschwinglich waren, sind nur wenige hundert Deportationsfotos aus etwa 50 Orten überliefert. Die Initiative #LastSeen. Bilder der NS-Deportationen der Arolsen Archives zusammen mit fünf nationalen und internationalen Partnern hat sich zum Ziel gesetzt, mehr dieser Aufnahmen zu finden.

 

#LastSeen hofft auf Beteiligung vieler Freiwilliger

#LastSeen wirbt dabei um Unterstützung der breiten Öffentlichkeit. „In alten Fotoalben und Kartons, auf Dachböden oder Flohmärkten, in Schubfächern oder Zeitungsarchiven könnten sich noch unentdeckte Fotos befinden“, sagt Dr. Henning Borggräfe, Forschungsleiter bei den Arolsen Archives, und hofft, dass sich möglichst viele Freiwillige an der Suche beteiligen.

 

Bring Your Photo – Austausch mit dem #LastSeen-Team 

Deportationsfotos sind nicht immer leicht zu erkennen. Es sind zum Beispiel Menschen mit oder ohne Gepäck darauf abgebildet, vor Bahnhöfen oder auf Dorfstraßen, nicht immer ist Wachpersonal zu sehen. Historikerinnen und Historiker von #LastSeen bieten deshalb regelmäßig Veranstaltungen unter dem Motto „Bring your photo“ an – Sprechstunden für den Austausch über Fotofunde, im Web und live vor Ort. Die Termine werden über die Website und die Social-Media-Kanäle der Kampagne #LastSeen bekannt gegeben. Online-Sprechstunden finden jeweils am ersten Dienstag des Monats von 16 bis 18 Uhr statt. Wer fündig wird, kann sich auch per E-Mail (lastseen@arolsen-archives.org) an die Initiative wenden.

 

In Fotoschachteln oder Familienalben aus der NS-Zeit können sich zum Beispiel Deportationsfotos verstecken (Foto: Christoph Kreutzmüller)

 

Ausstellung auf einem historischen LKW

Anlaufpunkt ist außerdem die Wanderausstellung #LastSeen. Bilder der NS-Deportationen, die in diesem Jahr durch mehr als 25 Orte in Deutschland tourt. Die Ausstellung auf der Ladefläche eines historischen LKWs informiert über die Deportationen, macht auf die Suchkampagne aufmerksam und gibt Tipps für die Recherche.

 

Digitaler Bildatlas und pädagogisches Programm

Erste Ergebnisse von #LastSeen werden Ende 2022 in einem digitalen Bildatlas veröffentlicht und stehen dann sowohl der Forschung als auch der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung. Parallel dazu wird ein interaktives, partizipatives Tool entwickelt, mit dem Schülerinnen und Schüler das Bildmaterial zu Deportationen lesen und verstehen lernen.

Bring your photo! Online-Sprechstunde
Jeden ersten Dienstag im Monat zwischen 16 und 18 Uhr
Nächster Termin: 7. Juni 2022

Pressefoto: Fotokiste 

Fotocredit: Arolsen Archives

 

Pressefoto: Henning Borggräfe, Leitung Historical Research 

Fotocredit: Arolsen Archives

 

Pressefoto: #LastSeen Ausstellung in München

Fotocredit: Arolsen Archives

 

Jetzt Spenden
Mehr erfahren