Welchen Stellenwert haben Dokumente zu NS-Verfolgten in der Archivpädagogik? Diese Frage stand im Mittelpunkt der Archivpädagogenkonferenz mit rund 60 Teilnehmenden aus Archiven und Gedenkstätten in Deutschland sowie der Schweiz. Die Konferenz fand Ende Mai erstmals beim International Tracing Service (ITS) statt und hat Wege aufgezeigt, wie biografische Dokumente für ein forschend-entdeckendes Lernen genutzt werden können.

„Archivpädagogen bieten häufig Projekte zu NS-Themen an, weil sie auf das besondere Interesse der Schüler treffen. Recherchen in den Archiven eröffnen die Möglichkeit, sich mit der Geschichte und zugleich mit Menschen auseinanderzusetzen, die vielleicht sogar gleichaltrig waren oder aus dem gleichen Ort stammten.“ Für Annekatrin Schaller, Leiterin des Arbeitskreises Archivpädagogik und historische Bildungsarbeit im Verband deutscher Archivarinnen und Archivare, erklärt dieser thematische Schwerpunkt die hohe Teilnehmerzahl bei der Veranstaltung. „Der ITS ist für uns ein sehr spannender Ort. Außerdem trifft das Thema ‚Lernen aus Biografien‘ im Moment einen besonderen Nerv der Zeit.“

So entwickelte sich bereits im Anschluss an den Eröffnungsvortrag eine Diskussion zur Frage, wie aus Biografien gelernt werden kann, und inwiefern dies für politische Bildung genutzt werden kann oder soll. Gespräche zu diesen Fragen zogen sich als roter Faden durch die 31. Archivpädagogenkonferenz, die seit 1988 regelmäßig veranstaltet wird. Auf der diesjährigen Konferenz wurden unterschiedliche Methoden, Inhalte und Formen bei biografisch orientierten Projekten zur NS-Geschichte vorgestellt. Die Teilnehmenden nutzten die Möglichkeit, sich intensiv fachlich auszutauschen.

Die Bedeutung von biografischen Dokumenten für die Archivpädagogik stand für die Anwesenden außer Frage: „Geschichte wird aus Quellen gemacht, Quellen die ausgewählt werden“, fasste Annekatrin Schaller zusammen. „Wir haben in den Archiven die authentischen Quellen. In ihrer Pluralität eröffnen sie immer wieder neue Fragen, die man stellen kann.“

Viele der Teilnehmenden waren einen Tag vorher angereist, um in der Datenbank des ITS zu recherchieren. In den meisten Fällen ging es darum zu sondieren, welche Dokumentenbestände des ITS ergänzend für städtische Archive interessant sein können. ITS-Direktorin Floriane Hohenberg zeigte sich erfreut, dass sich aus der Konferenz Anregungen für Kooperationsmöglichkeiten von Archiven und Gedenkstätten mit dem ITS in regionalhistorischen, auf biographischen Quellen basierenden Projekten ergeben haben.

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