Wie oft Hans-Peter Klein bereits das Archiv des International Tracing Service (ITS) besucht hat, kann er nicht sagen. Seit der Öffnung des Archivs 2007 nutzt er jede Gelegenheit, nach Schicksalen zu recherchieren. Er unterstützt und initiiert Gedenkprojekte wie Stolpersteinverlegungen. Für Angehörige von Holocaust-Opfern, die in den USA leben, trägt er Informationen über Verfolgungswege zusammen. Einer der Angehörigen, die Hans-Peter Klein bei ihren Recherchen unterstützt, ist der US-Amerikaner Dennis Aron. Die beiden haben schon viele gemeinsame Schritte unternommen, damit der aus der Nähe von Chicago stammende Sohn jüdischer Emigranten das Leben und Schicksal seiner Vorfahren nachvollziehen kann. Nach dem Tod der Mutter, die über die leidvolle Vergangenheit nicht gesprochen hat, und seiner Pensionierung hatte Denis Aron die Suche begonnen. Hans-Peter Klein hat ihm die Briefe der Großmutter aus Deutschland an die Mutter in Amerika übersetzt. Und er ist 2014 mit ihm auf der Suche nach Spuren der verschiedenen Familienzweige durch Hessen gereist. „Wir haben damals für seine Familie in Borken vier Stolpersteine verlegt. Das waren dort die ersten Stolpersteine überhaupt. Für die Stadt war dies ein Anstoß, weiter daran zu arbeiten“, erinnert sich Hans-Peter Klein. Bei seinem letzten Besuch im Oktober 2016 kamen die beiden zusammen zum ITS, um sich die wenigen erhaltenen Dokumente über das Schicksal der Familie mütterlicherseits anzusehen und über weitere Rechercheanfragen des intensiv forschenden Dennis Aron zu sprechen. Seine Mutter Hilde Speier war die einzige Überlebende der Familie. Sie konnte 1937 im Alter von 16 Jahren nach Chicago emigrieren. Ihren Eltern Franziska und Levi Speier mit der zweiten Tochter Ursula gelang die Flucht aus Deutschland nicht. Im Archiv des ITS befindet sich als einziges Dokument über das Schicksal der Familie eine Transportliste mit den Namen der Juden, die am 22. November 1941 von Frankfurt am Main deportiert wurden. In der Liste ist als Ziel der Verschleppung Riga angegeben, doch tatsächlich brachten die Nationalsozialisten die Menschen nach Kaunas in Litauen. Aus dem sogenannten „Jäger-Bericht“ von Dezember 1941 geht hervor, was mit den Deportierten geschah. Der SS-Standartenführer und Kommandeur der Sicherheitspolizei von Kaunas, Karl Jäger, hatte alle Exekutionen aufgelistet, die ab dem 4. Juli 1941 in Litauen und Vilnius vom Einsatzkommando 3 mit litauischen Helfern verübt wurden. Genannt ist die Zahl von 133.346 Menschen, die erschossen wurden. Dazu zählen auch die Großeltern und die Tante von Dennis Aron, die mit fast 5.000 Menschen aus fünf Deportationszügen zwischen dem 25. und 29. November 1941 direkt nach der Ankunft im Fort IX von Kaunas exekutiert wurden. Dennis Aron erhielt vom ITS Kopien der Liste, auf der die Namen seiner Angehörigen mit Angaben zum letzten Wohnort zu finden sind. Hans-Peter Klein beschäftigt sich seit 30 Jahren mit der Geschichte jüdischer Familien in Nordhessen und bietet eine Website dazu an. Am 27. Januar 2014 wurde er im Berliner Abgeordnetenhaus für seine ehrenamtliche Arbeit mit dem Obermayer German Jewish History Award ausgezeichnet. „Beim ITS habe ich ungefähr schon für 30 Familien recherchiert“, berichtet Hans-Peter Klein. Neben dieser ehrenamtlichen Arbeit kommt er im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit auch mit angehenden Geschichtslehrern zum ITS. Hans-Peter Klein ist Fachleiter Geschichte im Studienseminar für Gymnasien in Kassel und Lehrbeauftragter im Bereich Fachdidaktik Geschichte der Universität Kassel. „Ich finde es wichtig, dass Lehrer diese Institution kennen und die ITS-Angebote für Projektarbeit mit ihren Klassen nutzen.“ Link zur Website von Dennis Aron über seine Familie. Link zur Website von Hans-Peter Klein über Juden in Nordhessen. Kurzer Bericht über einen ITS-Besuch mit dem Studienseminar für Gymnasium. "
Jetzt Spenden
Mehr erfahren