Zum Tod des Mitbegründers des Vereins Österreichischer Roma

„Ich bin eines der wenigen Kinder von Lackenbach, die noch am Leben sind“, schrieb Prof. Rudolf Sarközi in seinem Vorwort für die erste Ausgabe der Publikationsreihe „Fundstücke 1 - Stimmen der Überlebenden des »Zigeunerlagers« Lackenbach“ des International Tracing Service (ITS). Unermüdlich vertrat er als Obmann des „Kulturvereins Österreichischer Roma“ und Vorsitzender des „Volksgruppenbeirats der Roma“ die Interessen dieser lange ausgegrenzten Volksgruppe. Mitte März starb er im Alter von 71 Jahren.

Rudolf Sarközi wurde am 11. November 1944 im „Zigeunerlager“ Lackenbach geboren. Das Lager unterstand der Kriminalpolizeistelle Wien und war das größte Sammellager für Roma und Sinti in Österreich zwischen 1940 und 1945. Erst 43 Jahre nach Kriegsende wurde das „Zigeunerlager Lackenbach“, in dem durch Misshandlung, Zwangsarbeit, Hunger und Krankheit hunderte Roma und Sinti litten und starben, einem Konzentrationslager gleichgestellt.

Bei der Befreiung im April 1945 durch die Rote Armee lebten dort noch 300 bis 400 Personen, darunter Sarközi und seine Eltern. Er beschrieb, was dann folgte: „Nach der Befreiung ging es in wochenlangen Fußmärschen zurück in die Heimatgemeinden. Die wenigen ‚Heimkehrer‘, die dem Tode entkamen, fanden ihre Wohnungen und Häuser nicht mehr vor. Zögernd bauten wir uns unsere Existenz unter schwierigen Lebensbedingungen auf. Auf Entschädigungszahlungen mussten wir Lackenbach-Häftlinge sehr lange warten.“

Im Mai 2009 hatte Rudolf Sarközi mit seinem Kollegen Gerhard Baumgartner den ITS in Bad Arolsen besucht: „Für uns ist es wichtig, dass dieses Archiv jetzt der Forschung offen steht. Sicher ist das Archiv kein Rohdiamant, aber es vervollständigt unser Wissen. Wir wollten es nicht versäumen, hier gewesen zu sein.“ Der Kulturverein hatte sich von 2003 bis 2009 dem Großprojekt verschrieben, eine möglichst vollständige Datenbank von Opfernamen zu erstellen.

Der ITS hat großen Respekt vor dem Lebenswerk von Rudolf Sarközi.

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