Am Anfang steht ein Amulett mit einem Geburtsdatum, das der Archäologe Yoram Haimi 2006 mit polnischen Kollegen auf dem Gelände des Vernichtungslager Sobibor gefunden hat. Yad Vashem machte auf den Fund aufmerksam, viele Historiker und der TAZ-Journalist Klaus Hillenbrand recherchierten und fanden heraus, wem das Amulett gehört hat: Karolina Cohn, am 3. Juli 1929 in Frankfurt am Main geboren.

Das jüdische Mädchen befand sich ab dem 12. November 1941 in einem Deportationszug nach Minsk. Weitere Dokumente über ihr Schicksal gibt es nicht – das gleiche gilt für die allermeisten der 6.959 Juden, die zwischen dem 7. und dem 11. November 1941 in sieben Zügen nach Minsk abtransportiert wurden. Klaus Hillenbrand hat den Leidensweg der Menschen über das Ghetto in Minsk, die Zwangsarbeit dort, die Hinrichtungen in Gaswagen und die Transporte nach Sobibor nachgezeichnet.

Beim ITS fand der Journalist ein Dokument, das einen wichtigen Schritt bei der Zuordnung des Amuletts zu Karolina Cohn ermöglichte: Die Frankfurter Gestapoliste über den zweiten Transport von Frankfurt nach Minsk mit den Namen und Geburtsdaten von Karolina und ihrer Familie.

Auf Initiative der Claims Conference verlegt der Künstler Gunter Demnig am 13. November 2017 einen Stolperstein für sie – in der Thomasius Straße in Frankfurt am Main, dem letzten freiwillig gewählten Wohnort der Familie. Obwohl die meisten engeren Verwandten Opfer des Holocaust wurden, gelang es, Nachfahren zu ermitteln. Fast 30 Verwandte von dem Mädchen aus den USA, Kanada, Israel und Japan sind bei der Gedenkfeier dabei. Die Suche nach den Spuren von Karolina hat sie zusammengeführt, die meisten kannten sich untereinander nicht.

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