Elie Wiesel ist am vergangenen Samstag im Alter von 87 Jahren gestorben. Der Holocaust-Überlebende und Publizist galt als wichtige Stimme der Erinnerung für die Opfer des Holocaust. Wiesel hatte die Konzentrationslager Auschwitz und Buchenwald überlebt und sich bis zu seinem Tod gegen Rassismus und Gewalt engagiert. Dafür erhielt er 1986 den Friedensnobelpreis. Der International Tracing Service (ITS) verwahrt Dokumente zu seinem Verfolgungsweg und zu seiner Zeit als Displaced Person (DP) nach der Befreiung.

„Wir trauern um einen wichtigen Botschafter der Menschlichkeit“, so ITS-Direktorin Floriane Hohenberg. „Elie Wiesel war nicht nur eine der bekanntesten und aktivsten Stimmen für die Opfer des Holocaust. Mit seinem konsequenten Engagement für Frieden und Toleranz hat er Unschätzbares für heutige und zukünftige Generationen geleistet.“ Der seit Mitte der 1950er Jahre in den USA lebende Schriftsteller hielt in zahlreichen Veröffentlichungen und Vorträgen die Erinnerung an die Opfer des Holocaust wach. Sein 1958 erschienener autobiografischer Roman „Nuit“ (Nacht) gehört zu seinen bekanntesten Publikationen. Ursprünglich in Jiddisch als Zeugenaussage verfasst, berichtet Wiesel darin eindringlich über seine Erfahrungen während der Verfolgung.

Verfolgung und Befreiung: Dokumente im Archiv des ITS

Elie Wiesel wurde 1928 in der rumänischen Stadt Sighet geboren. Im Frühjahr 1944 verschleppten die Nationalsozialisten ihn gemeinsam mit seinen Eltern und seinen Schwestern nach Auschwitz. Seine Mutter und die jüngste seiner Schwestern wurden dort ermordet. Sein Vater starb im Konzentrationslager Buchenwald; Elie Wiesel erlebte dort im April 1945 die Befreiung durch Angehörige der US-Armee.

Die Bestände des ITS umfassen Dokumente zu Inhaftierung, Zwangsarbeit und die weltweit umfangreichste Dokumentensammlung über DPs – beispielweise Registrierungskarten, Interviews mit unbegleiteten Kindern und Krankenakten. In den Sammlungen befinden sich auch Dokumente zu Elie Wiesel, darunter eine Häftlingspersonalkarte aus dem Konzentrationslager Buchenwald und eine DP-Registrierungskarte, die die Alliierten im Mai 1945 für den jugendlichen Befreiten anlegten. Darin sind Name, Geburtsdatum und -ort sowie die Namen der Eltern enthalten – neben diesen Personalangaben aber auch das damalige Wunschziel des 17-Jährigen: Palästina. Ebenso beim ITS zu finden ist ein Fragebogen der Allliierten für die Überlebenden der Konzentrationslager („Concentration Camps Inmates Questionnaire“), den Wiesel im Mai 1945 ausgefüllt hat.

„Für die Toten und die Lebenden Wir müssen Zeugnis ablegen.“

Elie Wiesel engagierte sich bis zu seinem Tod gegen Rassismus und Intoleranz. Mit seiner Frau gründete er die „Elie Wiesel Foundation For Humanity“. Das Stiftungsprojekt verfolgt das Ziel, im Dialog mit Jugendlichen Gleichgültigkeit, Intoleranz und Ausgrenzung zu bekämpfen. Als Vorsitzender des Holocaust Memorial Council brachte Wiesel zudem die Gründung des United States Holocaust Memorial Museum (USHMM) in Washington mit auf den Weg. Am Eingang des Museums steht Elie Wiesels programmatische Mahnung: „Für die Toten und die Lebenden – Wir müssen Zeugnis ablegen.“ Er starb am 2. Juli 2016 in New York.

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