Im Sommer 1945 entstanden benachbart zum befreiten Konzentrationslager Bergen-Belsen zwei Displaced Persons Camps (DP-Camps): eines für jüdische und eines für polnische Überlebende. Listen und Meldekarten im Archiv des ITS dokumentieren Namen von Menschen, die dort teils bis 1950 auf ihre Emigration warteten.

Auf dem Gelände einer ehemaligen Wehrmachtskaserne richtete das britische Militär im April 1945 ein Lager für die Versorgung und medizinische Betreuung der befreiten 29.000 Häftlinge des Konzentrationslagers Bergen-Belsen ein. Fast die Hälfte der entkräfteten und teils schwerkranken Menschen starb in den ersten Wochen und Monaten. Aus der Notversorgung der Überlebenden entwickelte sich ein DP-Lager für all jene, die nicht in ihre Heimatländer zurückkehren konnten oder wollten. Ab Juni 1945 brachte die Campleitung die jüdischen und polnischen Überlebenden in abgetrennten Wohnbereichen unter. Faktisch gab es damit zwei DP-Camps auf einem Gelände. Die Bewohnerinnen und Bewohner beider DP-Camps bauten früh eigene Selbstverwaltungen, politische Interessenvertretungen sowie Bildungs- und Kultureinrichtungen auf.

Im Laufe des Jahres 1945 stieg die Zahl der in Bergen-Belsen registrierten Menschen sprunghaft an. Zunächst lebten 5.800 polnische DPs dort, wie eine Liste vom 6. Juni 1945 aus dem Archiv des ITS mit den Namen, Geburtsdaten und Herkunftsorten dokumentiert. Im September waren es mehr als 10.000 Menschen. Auch im jüdischen Camp lebten immer mehr DPs: Viele Juden, die in Ostmittel- und Osteuropa die NS-Verfolgung überlebt hatten, flohen Richtung Westen – insbesondere nach den Pogromen von Krakau und Kielce. Das DP-Camp Bergen-Belsen entwickelte sich zum Zentrum jüdischen Lebens in der britischen Zone.

Im Juni 1946 begann die inzwischen an die UNRRA übertragene Campleitung mit der Auflösung des polnischen Teils und verteilten die Bewohnerinnen und Bewohner auf andere Lager. Im September 1946 schloss das polnische DP-Camp Bergen-Belsen. Das jüdische DP-Camp existierte bis 1950, zeitweise lebten dort 12.000 Menschen. Die Bewohnerzahlen sanken mit der Gründung des Staates Israel und dem Wegfall der restriktiven Einwanderungspolitik nach Übersee.

Für die namentliche Suche nach DPs aus diesen und anderen Camps in den westlichen Besatzungszonen bietet das Archiv des ITS verschiedene Recherchemöglichkeiten: Neben Listen der Alliierten und Hilfsorganisationen gibt es eine umfangreiche Kartei mit Meldekarten.

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