Eigentlich wollte der US-Amerikaner John Bendetson für Freunde und Bekannte im Archiv des International Tracing Service (ITS) recherchieren. Doch dann tauchte ein Teil seiner ganz persönlichen Familiengeschichte auf, und so hielt er unerwartet eine Kopie seiner Geburtsurkunde und Fotos seiner Eltern aus dem Jahr 1951 in den Händen. Bendetsons Vater Jan war einer von vielen Millionen Menschen, die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges als Displaced Persons in Deutschland lebten. Bereits 1940 hatten die Nationalsozialisten den gebürtigen Polen als Zwangsarbeiter von Warschau nach Fulda verschleppt. „Davon wusste ich nichts. Mein Vater hat über die Zeit kaum gesprochen“, berichtet Bendetson. Die nächste Spur findet sich erst wieder Ende 1944. Sie führt in ein Kriegsgefangenenlager der Wehrmacht, dem Stalag IVb, in Mühlberg an der Elbe. Unmittelbar davor hatte sich Jan Bendetson als Untergrundkämpfer in der polnischen Heimatarmee am Warschauer Aufstand beteiligt. „Ein Wehrmachtssoldat habe ihm einmal eine Pistole an den Kopf gehalten. Seine Kameraden hätten ihn jedoch davon abgehalten abzudrücken. Das ist das einzige Erlebnis, von dem mein Vater erzählt hat“, so Bendetson. Der polnische Widerstandskämpfer überlebte den Krieg und die Gefangenschaft. Er blieb in Deutschland und wollte nicht mehr zurück in seine Heimat, sondern in die USA auswandern. Bei den Alliierten ließ er sich als Displaced Person registrieren und suchte sich eine Arbeit bei der US Armee. 1946 erlitt er einen leichten Unfall im Jeep. „Mein Vater kam in ein Krankenhaus und lernte hier meine Mutter kennen“, weiß sein Sohn. Die Mutter, eine gebürtige Kölnerin, war damals Krankenschwester. Jan schloss sein Studium der Architektur in Darmstadt ab, die Beiden heirateten und bekamen 1951 ihren Sohn John. Das Standesamt Bad Nauheim beurkundete die Geburt. 1956 gelang der jungen Familie schließlich die Ausreise in die USA, wo sie in Connecticut ein Zuhause fand. Die Stationen der Nachkriegszeit und die Bemühungen um eine Auswanderung sind in den DP-Unterlagen im Archiv des ITS ausführlich dokumentiert. „Die Fülle an Dokumenten ist unerwartet“, sagte Bendetson anlässlich seines Besuchs. „Und die Recherchen des ITS gehen weit über das hinaus, was ich erwartet hätte.“ Doch trotz zahlreicher Dokumente bleiben Fragen offen, die sich nicht klären lassen, weil die Kriegsgeneration schwieg. Die polnisch-deutsch-amerikanische Geschichte setzte John Bendetson indes fort. Er kam als US-Soldat 1977 nach Deutschland zurück und blieb. "
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