„Viel mehr gefunden, als ich dachte“
Um für eine geplante Ausstellung in der Gedenkstätte des Zuchthauses Brandenburg-Görden Schicksale der Inhaftierten nachverfolgen zu können, hat die Historikerin Uta Fröhlich beim ITS nach Namen und Lebenswegen recherchiert.
Die Historikerin und Ausstellungskuratorin Uta Fröhlich kennt die Bestände im Archiv des International Tracing Service (ITS) gut. „Ich war schon oft in Arolsen, 2009 habe ich zum ersten Mal hier recherchiert. Damals habe ich mir für die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas das Kindersucharchiv angesehen.“ Im Juli und Ende September 2016 reiste sie zum ITS, um für die Gedenkstätten Brandenburg an der Havel zu recherchieren. Es geht um eine neue Dauerausstellung für die Gedenkstätte des Zuchthauses Brandenburg-Görden, in dem 2.031 Menschen von den Nationalsozialisten hingerichtet worden sind.
Erkenntnisse zu Einzelschicksalen
Uta Fröhlich recherchiert für die für 2017 geplante Ausstellung die Verfolgungswege von dort Inhaftierten. „In Görden waren verschiedene Gruppen inhaftiert: politische Gefangene aus ganz Europa, Sicherungsverwahrte, aber auch Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene, die in die Mühlen der Justiz geraten waren, Homosexuelle und auch jüdische Gefangene. Die Menschen, die nicht hingerichtet wurden, haben oft wahnsinnige Wege durch verschiedene Haftanstalten genommen, auch durch Konzentrationslager und verschiedene Außenlager. Ich habe viel mehr gefunden, als ich dachte. Deshalb bin ich jetzt auch ein zweites Mal gekommen. Die Dokumente zeigen die ganze Palette von Verfolgungsschicksalen.“
Die Historikerin bringt den Kolleginnen und Kollegen viel Material für die Ausstellung – fast zu viel, wie sie aus eigener Erfahrung weiß: „Ich werde ihnen wahrscheinlich neue Erkenntnisse zu den Einzelschicksalen geben können. Es wird nicht leicht, das alles auszuwerten.“ Hinweise auf die in Görden Inhaftierten fand sie zum Beispiel in Transportlisten, auf Häftlingskarten und Namenslisten aus Konzentrationslagern, aber auch in den Unterlagen der Alliierten und Hilfsorganisationen aus der Nachkriegszeit sowie in den Korrespondenzakten, die beim ITS die Anfragen von NS-Verfolgten und Angehörigen der Opfer dokumentieren.
Uta Fröhlich hat die Ausstellung „Batterien für die Wehrmacht – Zwangsarbeit bei Pertrix 1939-1945“ kuratiert, die noch bis Juli 2017 im Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit in Berlin zu sehen ist. „Zu den Recherchen damals konnte ich nicht selbst kommen, aber wir haben dank ITS von den 2000 Zwangsarbeitern bei der Firma Pertrix 1700 gefunden und eine Datenbank mit den Namen und Schicksalen erstellt. Einiges davon ist auch in die Ausstellung geflossen.“ Dass sich seit 2009 beim ITS vieles verändert hat, freut die Historikerin: „Es ist so ein tolles Archiv, ich bin sehr gerne hier, denn man findet unglaublich viel zu Personen. Themenrecherchen sind etwas schwieriger, aber das wird mit mehr Findmitteln und Hilfen immer besser.“