„Viel stärker im Bewusstsein“
Im Januar 1946 zog das Zentrale Suchbüro der United Nations Relief and Rehabilitation Administration (UNRRA) in das nordhessische Arolsen. Zwei Jahre später erhielt es seinen bis heute gültigen Namen „International Tracing Service“ (ITS). Die Öffnung des Archivs vor zehn Jahren hatte auch Auswirkungen für die Stadt und ihre Bürger. Heute gibt es Kooperationsprojekte mit den Schulen vor Ort sowie Veranstaltungen, die der ITS teils auch gemeinsam mit anderen Einrichtungen organisiert. Die Ausweitung des Mandats auf Bildung hat dies möglich gemacht. Für den Bürgermeister von Bad Arolsen, Jürgen van der Horst, ist deshalb heute eine Identifikation der Bürger mit dieser so lange im Ort ansässigen Institution spürbar. Was sich geändert hat, erklärt er im Interview.
Welche Veränderungen gab es in Bad Arolsen durch die erneute und endgültige Öffnung des Archivs?
Mit der Öffnung des Archivs und dank einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit ist der ITS endgültig in Bad Arolsen angekommen. In den Jahrzehnten davor waren die Aufgabenstellung des ITS und die historische Bedeutung der Dokumentensammlung doch eher nur dem Umfeld bekannt. Nach meiner Wahrnehmung identifiziert sich die Stadt inzwischen spürbar stärker mit dem ITS, als dies möglicherweise in der Vergangenheit der Fall war.
Hat die komplette Öffnung des Archivs auch den Blick auf die Stadt Bad Arolsen verändert? Und den Blick der Arolser Bürger auf den ITS?
Einhergehend mit der Öffnung des Archives des ITS ist Bad Arolsen deutlich "internationaler" geworden. Nicht zuletzt seit der Aufnahme des Dokumentenbestandes des ITS in das Programm „Memory of the World“ der UNESCO wird Bad Arolsen immer häufiger im Zusammenhang mit anderen weltweit bedeutsamen Institutionen genannt, wie zum Beispiel Yad Vashem in Israel. Das hat das Interesse des Auslands an Bad Arolsen deutlich erhöht und ein ganz neues Publikum in die ehemalige Residenzstadt gelockt. Zugleich ist der ITS inzwischen viel stärker im Bewusstsein der Bad Arolser Bürger verankert. Deutlich wird dies an dem breiten Interesse in Politik und Gesellschaft an dem geplanten Neubau des Archivgebäudes.