Seit 15 Monaten ist Floriane Hohenberg Direktorin des ITS. Sie verfolgt das Ziel, die Institution in der nationalen und internationalen Wahrnehmung zu der Bedeutung zu führen, die sie als Weltdokumentenerbe über die nationalsozialistischen Verbrechen und ihre unmittelbaren Nachwirkungen einnimmt. Im Interview berichtet sie über die strategische Neuausrichtung des ITS.

Warum war es Ihnen wichtig, kurzfristig eine Strategie und ein Zielsystem für den ITS zu finden?

Obwohl neue Aufgaben definiert worden waren, gab es seit der Öffnung des Archivs Ende 2007 keine formulierte Strategie für den ITS. Die ist jedoch wichtig, um die zur Verfügung stehenden Mittel bestmöglich nutzen zu können. Schon bei meinen ersten Gesprächen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wurde der Bedarf einer strategischen Richtung formuliert, viele haben dann aktiv mitgewirkt und entsprechend schnell sind wir vorgegangen.

Das Ergebnis wird eine Modernisierung des ITS sein?

Ja, absolut, auch weil wir nun 2017 die Arbeitsprozesse untersuchen und überdenken, um die strategischen Ziele zu erreichen. Es gab viele Umstrukturierungen in den zehn Jahren nach der Öffnung. Wir rollen jetzt alles auf und prüfen, wie die Abläufe für unsere neue Strategie sein müssen. Alle bekommen eine Definition ihrer Position und wissen dann, warum und wie sie zu den obersten Zielen beitragen werden. Das betrachte ich als sehr wichtig für die Motivation, weil es sinnstiftend ist.

Was sind die größten Herausforderungen?

Veränderungen zu gestalten braucht Zeit, und die hat man nicht unbedingt, wenn man weiß, dass man für die Antragsteller und die Nutzer des Archivs versäumte Gelegenheiten aufholen möchte. Das ist eine Herausforderung. Die zweite sind die Ressourcen. Wir haben einen Haushalt, der nicht wächst. Es sind Effizienzsteigerungen notwendig, damit wir Ressourcen für die neuen Aufgaben nutzen können. Und noch etwas: Wir brauchen neue Kompetenzen in Bad Arolsen. Um die zu bekommen und unser Team hier zu halten, müssen wir uns als attraktiver Arbeitgeber beweisen.

Gibt es erste Erfolge?

Auf jeden Fall! Innerhalb kurzer Zeit haben wir in einer guten Kooperation zwischen den Abteilungen das Gesamtinventar online gestellt. Der ITS hat seine Rolle im Netzwerk mit den Partnerinstitutionen, die Kopien des digitalen ITS-Archivs haben, neu definiert und sich ins Zentrum gerückt. Wir haben mehr Effekten aushändigen können als im letzten Jahr und werden nun aktiv nach Angehörigen suchen, um möglichst viele dieser persönlichen Gegenstände zurückgeben zu können. Die Ausrichtung des Bereichs Forschung und Bildung ist klarer. Es zeigt sich, dass wir als Vermittler und Dienstleister viel erreichen können. Und ich bin sehr zufrieden, dass weniger in einzelnen Abteilungen gedacht wird, sondern in gemeinsamen Projekten.

Jetzt Spenden
Mehr erfahren