Wer war Verfolgter der nationalsozialistischen Diktatur? Nach der Befreiung war die Antwort auf diese zentrale historische und moralische Frage stets im Fluss und immer ein Politikum. Dr. Harald Schmid, Historiker bei der Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten, wird am 7. Mai 2015 im Christian Daniel Rauch-Museum in Bad Arolsen Etappen der Wahrnehmung und Anerkennung unterschiedlicher Opfergruppen nachzeichnen.

Für die überlebenden Verfolgten und die Angehörigen der Ermordeten hatte die Frage nach Anerkennung unmittelbare persönliche Folgen: Sei es hinsichtlich der "Wiedergutmachung", oder sei es hinsichtlich der gesellschaftlichen Achtung oder Ächtung. Die 70 Jahre nach 1945 markierten auch einen beständigen Kampf um Anerkennung des Opferstatus - gegen politisch und sozial bedingte Ausgrenzungen in der Kontinuität der NS-Politik. In der deutschen Öffentlichkeit hat sich in diesen Jahrzehnten zwischen Beschweigen und Erinnern, Verdrängen und Aufarbeiten nur sehr langsam und erst mit großem Zeitabstand ein historisch adäquates Bild der Opfer des NS-Systems herausgebildet. Die Ausmaße des "Kontinents" nationalsozialistischer Gewaltverbrechen wahrzunehmen und daraus politische Folgerungen zu ziehen, gelang erst im Zuge politisch-soziokultureller Umbrüche und wissenschaftlicher Aufklärungen.

Der Politikwissenschaftler und Historiker Dr. Harald Schmid ist Experte zur Frage des Umgangs mit der NS-Vergangenheit. Er arbeitet seit 2011 bei der Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten und ist Mit-Herausgeber des Buches „Der Nationalsozialismus – Die zweite Geschichte. Überwindung, Deutung, Erinnerung“ (erschienen im C.H. Beck Verlag) sowie Vorstandsmitglied des Arbeitskreises „Politik und Geschichte“ in der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft.

„Zwischen Achtung und Ächtung. Opfer nationalsozialistischer Herrschaft im Bild der deutschen Öffentlichkeit“
Vortrag von Dr. Harald Schmid, Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten
7. Mai 2015 um 19.30 Uhr
Christian Daniel Rauch-Museum Bad Arolsen

Der Vortrag wird gemeinsam vom International Tracing Service (ITS), dem Historicum 20 und dem Museum Bad Arolsen veranstaltet. Er findet anlässlich des 70. Jahrestags der Befreiung und des Endes der NS-Herrschaft statt.

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