„Hitler ist jemand Böses und Nazis ist ein schlimmes Wort – das war alles, das die Schüler*innen über die Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland wussten“, erzählt Elena Horn. Seit 2014 begleitete sie eine Klasse der siebten Jahrgangsstufe bei den ersten Geschichtsstunden zu diesem Thema für ihren Film: “THE LESSON – Teaching the Holocaust to Germany’s Gen Z”.

Die Regisseurin kehrte für den Filmdreh an ihre alte Schule zurück, nach Fröndenberg, in der Nähe von Dortmund. Fünf Jahre lang filmt Elena Horn die Schüler*innen, die im Unterricht immer wieder mit dem Thema Zweiter Weltkrieg konfrontiert werden und beobachtet dabei, wie sich ihre Perspektive auf dieses Kapitel deutscher Geschichte verändert. Gleichzeitig findet sie altes Filmmaterial aus den 30er-Jahren, das das Alltagsleben der Schüler*innen in dieser Region damals zeigt.

 

 

„Es war interessant zu sehen, wie viele Parallelen es zwischen dem Leben der Kinder heute und der Kinder damals gibt“, sagt Elena Horn.

Für Elena Horn ist es wichtig, den Jugendlichen im Unterricht den Holocaust nicht nur aus der Täterperspektive durch das Auswendiglernen harter Fakten näherzubringen und die Opferseite fiktionalen Filmen und Literatur zu überlassen – die Filmemacherin fordert einen neuen pädagogischen Ansatz.

„Mein Trigger für diesen Film war, dass ich erst mit 21 Jahren zum ersten Mal einen Menschen jüdischen Glaubens traf. Er sagte zu mir, dass meine Großeltern seine Großeltern getötet hatten – und erst da wurde mir dieser Schmerz klar, den die betroffenen Familien bis heute fühlen.“

Elena Horn, Regisseurin

 

Lilly Hachmann, eine der Protagonistinnen im Film, blickt jetzt als Studentin der Politikwissenschaften auf den Unterricht damals zurück: „Mir fehlte der Draht zum Aktuellen. Uns wurde glaube ich nicht gesagt: Antisemitismus gibt es heute noch und das ist heute noch ein Problem und noch heute werden Leute dafür beleidigt, weil sie jüdischen Glaubens sind“.

„Die Schüler*innen von heute stehen vor der Herausforderung, dass sie mit vielen verschiedenen Quellen umgehen müssen und oft nicht genau wissen, welcher sie Glauben schenken sollen. Lehrer*innen werden nicht mehr als die natürliche autoritäre Instanz angesehen.“ Elena Horn plädiert deshalb dafür, dass in Schulen mehr mit dokumentarischem Filmmaterial gearbeitet werden sollte, um grundlegende Zweifel von vorneherein auszuräumen.

Was sollen junge Menschen aus ihrer Schulzeit für das Leben mitnehmen? Für Elena Horn ist die Antwort klar: Zivilcourage.

 

 

Elena Horn und Lilly Hachmann zu #everynamecounts

 

“THE LESSON – Teaching the Holocaust to Germany’s Gen Z” ist in diesem Jahr auf vielen verschiedenen internationalen Filmfestivals zu sehen – zuletzt auf dem Human Rights Watch Festival.

 

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