Ein Welterbe bewahren
So wichtig und richtig der Fokus auf Digitalisierung und Onlinezugang ist, unsere Arbeit basiert auf Dokumenten aus Papier. In ihnen liegen der historische Wert der Arolsen Archives und ihre Authentizität begründet. Es reicht jedoch nicht, diese Originale aufzubewahren; wir müssen ihren Verfall mit allen Kräften verhindern. Dafür konnten wir auch 2018 wieder Sondermittel einwerben. Zudem hilft unser neuer Schadenskataster, bei der Auswahl von Dokumenten zur Restaurierung die Prioritäten sinnvoll zu setzen. Als Archiv müssen wir unseren Bestand natürlich auch vor unerwarteten Ereignissen optimal sichern. Ein wichtiger Baustein dabei: unsere Reihe von Notfall-Workshops, die wir erfolgreich fortsetzten.
Ressourcen nutzen
Restaurierungen, aber auch präventive Maßnahmen zur Bestandserhaltung sind kostspielig. Zur Bewältigung dieser Mammutaufgabe konnten die Arolsen Archives schon viele Male seit Einrichtung des Sonderprogramms zur Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) von zusätzlichen Mitteln profitieren. „Wir freuen uns sehr und sind dankbar, dass unsere Argumente zu dieser Förderung über den normalen Haushalt hinaus überzeugend waren“, so Archivleiter Christian Groh. Auch dieses Jahr konnte mit den Versorgungsakten NS-Verfolgter aus österreichischen DP-Camps dank der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien ein wichtiger Teilbestand entsäuert und die nötigsten Reparaturen daran durchgeführt werden. 301.000 Dokumente sind nun wieder für die nächsten Jahrzehnte gesichert.
Für Notfälle gewappnet
Ein Denkmal aus Papier muss nicht nur gegen langsame Zersetzungsprozesse durch Säure oder unzureichende Verpackung und ungünstige Lagerung geschützt werden. Katastrophen zeigen immer wieder, dass Brände, Unwetter oder Wassereinbrüche selbst gut gesicherte Bestände treffen können. Die Arolsen Archives haben sich daher mit elf weiteren Kultur-Institutionen zu einem Notfallverbund zusammengeschlossen. Gegenseitige Unterstützung im Ernstfall und kontinuierliche Notfallvorsorge gehören ebenso zum gemeinsamen Notfallplan wie Alarmierungslisten und Gebäudepläne mit Prioritäten für die Rettung sowie die passende Ausrüstung zur Bergung der Sammlungen. In jedem Raum des Archivs steht zum Beispiel ein Set bereit, das Schwämme zur groben Reinigung enthält und Folien zur Abdeckung von Regalen.
Wenn das Wasser kommt
Nachdem es im vergangenen Jahr einen Workshop zur Handhabung der Notfallausrüstung gab, veranstalteten die Arolsen Archives dieses Jahr ein Training zum Verhalten bei Wassereinbruch. Auch einige Mitarbeiter*innen der Partnerinstitutionen nahmen teil. Unter Anleitung der Restauratorin Jana Moczarski von der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt übten mehr als 20 Teilnehmende zum Beispiel, nasses Papier zu bergen. „Es ist gar nicht einfach, das schwere und aufgeweichte Papier schadlos zu tragen und verpacken“, sagt die Notfallbeauftragte der Arolsen Archives, Franziska Schubert. „Solche Workshops sind sehr hilfreich, da sie Wissen und Übung vermitteln und so mehr Souveränität für den Ernstfall geben.“ Zwei weitere Trainings mit anderen Schwerpunktthemen sind bereits in Planung.