Viele junge Menschen wissen wenig über die NS-Verfolgung – obwohl die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus fest in den Lehrplänen der Schulen verankert ist. Selbst bei Schüler*innen, die ehemalige KZ besuchen, bleibt zu oft kaum etwas im Gedächtnis. Das zeigen Studien. Deshalb unterstützen die Arolsen Archives  Pädagog*innen mit Materialien für Gedenkstättenfahrten, in denen das Schicksal individueller KZ-Häftlinge im Mittelpunkt steht.

Unser Projekt documentED bietet Lernpakete für den Besuch verschiedener KZ-Gedenkstätten in Europa – sogenannte „Toolkits“. Sie enthalten ausgewählte Dokumente aus den Arolsen Archives – vor allem solche, die die Nationalsozialisten im jeweiligen KZ zur Registrierung von Häftlingen erstellten. Anknüpfend an die Arbeit mit diesem Quellenmaterial besuchen Schüler*innen die Gedenkstätte mit mehr Vorwissen. Für Lehrkräfte bieten wir Hinweise, wie man das Toolkit im Unterricht einsetzt, mit beispielhaften Arbeitsaufträgen. Zudem enthält jedes Toolkit Vorschläge für kleine Erinnerungsprojekte, die Schüler*innen als Nachbereitung des Gedenkstättenbesuchs eigenständig umsetzen können.

»Je früher wir Kinder unterschiedlichen Alters mit der Existenz dieser Akten und ihres Inhalts vertraut machen, desto einfacher wird es sein, die Geschichte des Holocaust und anderer Massenmorde zu vermitteln. Jede neue Generation von Kindern muss mit dieser schrecklichen Vergangenheit und ihren schrecklichen Folgen vertraut gemacht werden.«

Thomas Buergenthal, Holocaust-Überlebender

Kritischer Umgang mit Quellen

documentED führt vom individuellen Schicksal hin zum größeren Kontext: Aus welchen Gründen wurden Menschen von den Nationalsozialisten inhaftiert? Was war die Funktion der Konzentrationslager und wie waren sie innerhalb des NS-Terrorsystems organisiert?

Um die Quellen zu verstehen, sind auf den Arbeitsblättern des Toolkits passende Links zum e-Guide der Arolsen Archives beigefügt. So erarbeiten sich die Schüler*innen Antworten auf viele Fragen, die solche Täterdokumente aufwerfen. Schritt für Schritt macht die eigene Recherche klar, wie die Dokumente zu lesen sind und was sie im Kontext bedeuten – das vermittelt die Kompetenz, selbständig zu lernen und kritisch mit Quellen umzugehen

Bezug zum eigenen Leben

Bei Bedarf stellen wir Ihnen für Ihre Lerngruppe gerne ein indviduell angepasstes Toolkit bereit. Denn: Durch die große Anzahl individueller Unterlagen zu NS-Verfolgten in den Arolsen Archives lässt sich häufig ein direkter Bezug zur Realität der Lernenden herstellen: Das können Dokumente zu KZ-Häftlingen sein, die aus demselben Ort oder derselben Region wie die Lerngruppe stammten oder die bei ihrer Inhaftierung selbst noch Jugendliche waren. Damit knüpft man direkt an die eigene Lebenswelt an und motiviert zu einer tieferen Auseinandersetzung mit dem Thema. Die abstrakten Fakten aus den Geschichtsbüchern werden so anschaulicher.

»Wenn Schülerinnen und Schüler sich im Rahmen des Projekts documentED mit Dokumenten aus der NS-Zeit und dem persönlichen Schicksal von KZ-Insassen befassen, wird das Grauen des Holocaust verständlicher. documentED weckt nicht nur Empathie, sondern macht die Erinnerung an die Schoa greifbar. Das Projekt trägt auch dazu bei, junge Menschen gegen Antisemitismus, Rassismus und Menschenhass zu immunisieren.«

Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland

Nach dem Besuch: Projektideen

So wichtig wie die Vorbereitung der Gedenkstättenbesuche ist die Umsetzung eigener Projekte danach. documentED gibt deshalb Anregungen, selbst aktiv zu werden und ein Zeichen zu setzen. Überschaubar und machbar, das ist die Idee dahinter – ob Social Media oder eine klassisch „analoge“ Plakatausstellung. Selbstverständlich besteht auch die Option, aufwändige kreative Projekte umzusetzen, zum Beispiel im Rahmen von AGs. Ergebnisse von documentED-Projekten in Form von Fotos, Audios oder Videos präsentieren wir gern auf der Website der Arolsen Archives – bitte kontaktieren Sie uns, wenn Sie hieran interessiert sind!

Mit Partnern entwickelt

documentED wurde in Zusammenarbeit mit verschiedenen KZ-Gedenkstätten, außerschulischen Bildungseinrichtungen sowie auf Basis des Feedbacks von Lehrkräften entwickelt. An einer umfassenden Erprobungsphase waren etwa die KZ-Gedenkstätten Buchenwald und Dachau beteiligt. Durch diese Kooperationen möchten wir mit dem Projekt documentED auch den Anforderungen und Erwartungen gerecht werden, die im professionellen Umfeld von KZ-Gedenkstätten bestehen. 

Interview: Zur Entstehung von documentED
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