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Ernesto Kühn
Seine Spuren finden sich in Spanien, Deutschland und Frankreich: Ernesto Kühn war ein echter Europäer. Die Nazis kategorisierten ihn bei seiner Verhaftung als „staatenlos“. Wahrscheinlich wurde er aber in Deutschland geboren und wuchs dort auf. Seine Großnichte aus Würzburg möchte sein Schicksal nun klären und wandte sich an uns. In unserem Archiv gibt es nur einige Unterlagen über Ernestos Inhaftierungen bis 1942. Was passierte danach mit ihm?
Laut der Dokumente aus dem Archiv wurde Ernesto Kühn am 18.11.1912 in Weimar geboren. Seine Eltern waren Carlos Cuen Escozora, ein Spanier, und Frederica Rosello Vilar, eine Deutsche. Seine Schwester Fedora Renter war zuletzt wohnhaft in Schwerte an der Ruhr. Ernesto war von Beruf Kaufmännischer Angestellter und lebte bis 1934 wahrscheinlich in Thüringen. Seine Großnichte besitzt selbst ein Dokument, in dem eine Adresse dort angegeben ist: Mühlstraße 4, Bad Sulza. Diese Adresse könnte aber auch schon in Zusammenhang mit seiner ersten Verhaftung stehen, denn Ernesto war laut unserer Dokumente bereits im Jahr 1934 zwei Wochen im Konzentrationslager Bad Sulza inhaftiert.
Kämpfer in Spanien und Frankreich
1939 wurde Ernesto in Südfrankreich von den französischen Behörden in Gewahrsam genommen. Er hatte im Spanischen Bürgerkrieg auf der Seite der Spanischen Republik gekämpft. Die meisten der Widerstandskämpfer*innen flüchteten nach diesem Krieg über die Grenze nach Frankreich; viele wurden dort interniert. So auch Ernesto: Er kam ins Internierungslager Le Vernet. Nach dem Waffenstillstand zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich am 20. Juni 1940 entstand im Süden Frankreichs das sogenannte Vichy-Regime, das mit den Nazis kollaborierte.
Im Juli 1941 wurde Ernesto vermutlich von Le Vernet direkt an die Gestapo Paris ausgeliefert. Im August 1941 war er im Gefängnis Trier inhaftiert, von dort überstellten die Nazis ihn in das KZ Buchenwald, wo er am 2.9.1941 eintraf. In Buchenwald musste er Zwangsarbeit im Steinbruch leisten. Im November 1941 wurde er ins Außenlager Lauenburg (heute Lębork in Polen) gebracht. Dieses Lager ging im April 1942 in die Verwaltung des KZ Stutthof über. Ernesto blieb in Lauenburg, erhielt aber eine neue Häftlingsnummer und war wahrscheinlich bis zur Befreiung dort inhaftiert. Das Außenlager wurde am 10. März 1945 von der Roten Armee befreit.
Rückkehr nach Frankreich
Manchmal liefern nicht nur die Dokumente des Hitler-Regimes wertvolle Informationen, sondern auch die Anfragen, die nach Kriegsende an die Arolsen Archives gestellt wurden. So auch bei Ernesto: In einer älteren Korrespondenzakte haben wir zwei Anfragen der ehemaligen französischen Verbindungsmission aus den Sechzigerjahren zu ihm gefunden. Aus den Angaben der Institution geht hervor, dass er noch bis März 1945 im Außenlager Lauenburg interniert war und dann nach Frankreich zurückging. Im Jahr 1971 heiratete er in Toulouse; seine Frau hieß Henriette Gauthier. Zuletzt war er 1979 unter der Adresse 24 Rue du Clairon Pouget in Toulouse gemeldet.
Diese neuen Informationen waren für Ernestos Großnichte schon sehr hilfreich, denn in der Familie war bis dahin gar nichts über sein Schicksal bekannt. Man erzählte sich, dass er auf einem Schiff in Richtung Polen verstorben sei. Nun geht es darum, seine ganze Geschichte aufzudecken: Wie verlief Ernestos Leben nach dem Krieg, wo und wann ist er verstorben? Hatte er Kinder; gibt es noch weitere Verwandte? Helfen Sie uns, alles herauszufinden!